Zu den bekanntesten Liebespaaren der neueren Literaturgeschichte dürften Sylvia Plath und Ted Hughes gehören. Beide haben sich einen Namen als Schriftseller und Lyriker gemacht. Aus ihrer Feder stammten Prosa und Lyrik wie « Die Glasglocke », « Ariel » und « Zungen aus Stein »; aus seiner stammten die « Birthday letters ». Sie eine Amerikanerin; er ein Engländer. Bereits bei der ersten Begegnung der beiden soll sich eine amour fou abgezeichnet haben.
Die Liaison endete mit dem Suizid von der an schweren Depressionen leidenden Sylvia Plath im Jahre 1963, der ihn auch zu einem Gedicht inspirierte. Es war nicht der erste Suizidversuch von ihr gewesen. Der Selbstmord war ein Abgang, der sie zur Märtyrerin stilisierte und ihm die Rolle des Teufels zuwies. Diese Rolle wurde durch den Selbstmord von Assia Wevill, der Mutter seiner Tochter Shura, im Jahre 1969 noch einmal untermauert.
Jene anfängliche amour fou, die ihn nicht daran hinderte später fremd zu gehen, wurde in der Vergangenheit wiederholt in Biographien und auch in literarischen Texten aufgegriffen – zu meist unter der Festschreibung von Teds Rolle als der des Bösen – vor allem in den Reihen der feministischen Literaturkritik,.
Die niederländische Autorin Connie Palmen (« Die Freundschaft », « Die Gesetze ») bricht mit jener Darstellungsweise und lässt Ted in einem fiktiven Tagebuch selbst zu Wort kommen.
« Ich liebte sie, ich habe nie aufgehört, sie zu lieben. Wenn ihr Selbstmord die Falle war, in der sie mich fangen wollte, um mich zu verschlingen, in sich aufzunehmen, zu einem Körper zu werde, ist ihr gelungen. Ein Bräutigam, der Geisel des Todes ist, in einer posthumen Ehe auf ewig mit seiner Braut verbunden, so unzertrennlich von ihr, wie sie es wollte. » (S. 8-9)
Inspiration für Palmen war der zehn Jahre vor seinem Tod erschienene Gedichtband « Birthday Letters ». Auf jene Orientierung findet sich im Text selber eine Rechtfertigung. So lässt Palmen Hughes sagen:
« Die Geschichte der Ehe zweier Schriftsteller findet ihren Niederschlag in deren Texten. » (S. 136). Für ihn mag es auch gegolten haben. Seine Gedichte speisen sich aus seiner Beziehung zu ihr.
Es ist darüberhinaus eine schöne und dennoch kitschfreie Liebesgeschichte zweier ungewöhnlicher Menschen, die hier unsentimental von Connie Palmen beschrieben wird – und ein Stück weit der Versuch, sie aus der, ihr zugeschriebenen Opferrolle, und ihn aus der Täterrolle zu befreien.
Connie Palmen: Du sagst es, Diogenes Verlag Zürich 2016, ISBN : 978-3-257-06974-7, Preis: 22 Euro, 279 S..