Comics im Unterricht
Einst galten Comics als Grund für die Verwahrlosung der Jugend und die Verrohung ihrer Sprache. Psychologen wie Frederic Wertham (« The seduction of the innocent ») gingen soweit, diese zu verteufeln, weil sie z.B. im Falle von Batman Homosexualität propagieren würden…. Diese Zeiten sind längst vorbei und Comics bzw. Graphic Novels sind halbwegs im Methodenkoffer der Pädagog*innen angekommen und erfreuen sich einer verstärkten Beliebtheit. Unlängst wurde der deutsche Comiczeichner Gerhard Seyfried von den Goethe Instituten zu einer Vortragsreihe über die Möglichkeiten der Nutzung von Comics im Fremdsprachenunterricht eingeladen.
Neben dem fremdsprachlichen Unterricht ist Geschichte sicherlich das Fach, was mit am häufigsten auf dieses Medium zurückgreift. Das Metier von Geschichtscomics scheint ja regelrecht zu boomen. An dritter stelle dürfte vielleicht der Sexualaufklärungsunterricht folgen, wo auch gerne Comcis genutzt werden. Andere Naturwissenschaften dürften hingegen eher das Schlusslicht bilden.
Nach ein paar grundlegenden Überlegungen zu Comics und deren Einsatz durch den Verfasser Heinrich Ammerer, einen ehemaligen Gymnasiallehrer und Dozenten, werden sortiert nach Klassenstufe (ab 6., 7., 8. oder 9. Schulstufe) ausgewählte Comics und Graphic Novels dargestellt und mit entsprechenden Methoden und Fragen zu Unterrichtseinheiten verbunden. Er reflektiert in der Einleitung u.a. die Einsatzmöglichkeiten jenes Genres.
Als erstes Beispiel tauchen die Abenteuer des beliebten Galliers Asterix auf. Das ist ja schon fast der Standard, wenn über Einsatz von Comics im Schulunterricht gesprochen wird. Daher hätte man sich diesen Abschnitt gerne schenken können. Über die Möglichkeiten dies im Unterricht zu nutzen, wurde bereits unendlich viel geschrieben und publiziert.
Weitere Beispiele für den Einsatz sind u.a. Tardís « Elender Krieg », Ers’ und Dugomiers « Kinder der Resistance » . Ein nicht näher erklärter Schwerpunkt liegt auf der Zeit des Nationalsozialismus. Insgesamt der Beispiele beziehen sich auf diese Epoche. Eine in diesem Kontext thematisierte Graphic Novel ist « Das Tagebuch der Anne Frank » in der Adaption durch Ari Folman und David Polonsky. Hier wäre es gut, sich zu überlegen, welche Vorteile das Medium gegenüber anderen hat, die diesen Stoff bearbeitet haben – bis hin zum viel-diskutierten Instagram-Account.
Ein Genre, was zwar in der Einleitung genannt wird, aber in den präsentierten Beispielen sich nicht wiederfindet, ist das Genre des Mangas. Gerade auf Grund der Bedeutung dessen für die jüngere Generation wäre es sicherlich gut gewesen, auch dieses stärker bzw. Überhaupt einzubeziehen.
Die Idee des Bandes und die Anregungen sind gut – auch wenn nicht immer innovativ. Meiner Einschätzung und Erfahrung nach wäre aus dem Medium für den schulischen Unterricht mehr herauszuholen. Als kurzer und knapper erster Einstieg ist der Band aber okay.
Maurice Schuhmann
Heinrich Ammerer: Comics im Geschichtsunterricht. Grundlagen, Methoden, Aufgabenformate, Wochenschau Verlag Frankfurt / M. 2024, 64 S., Preis: 25 €, ISBN: 9783734416255.