Der Lebenskünstler und die reiche Mäzenin

Im 18. Jahrhundert traf der der italienische Lebenskünstler und Libertin Giacomo Casanova auf die reiche Gönnerin und Okkultistin Marquis d‘Urfé. Auf der einen Seite ein notorischer Frauenheld und Reisender, auf der anderen eine Aristokratin, Mäzenin von Cagliostro und Alchemistin, die davon träumte, mittels der Magie ihren weiblichen Körper zu einem männlichen zu transformieren und auch die Sterblichkeit an sich zu überwinden.

Der Autor und Journalist Hakan Baykal hat die Begegnung jener Beiden und ihre Beziehung zwischen 1757 und 1763 in Form einer romanhaft-verfassten Analyse verarbeitet. Er kommt dabei ohneMysterientamtam aus und erzählt eine interessante Episode, die mit einem königlichen lettre de cachet gegen den Italiener endete. Es ist dabei mehr als nur die Geschichte zwei Exzentriker_innen, es ist auch gleichzeitig ein Porträt jener Kreise, in denen sie im vorrevolutionären Paris verkehrten – zwischen Alchemisten und Abergläubigen. Casanova selbst mit der Kabbala vertraut, kannte eine Vielzahl von esoterischen Werken, aus denen er schöpfen konnte und mit dessen Wissen er der leichtgläubigen Marquise d‘Urfé das Geld aus der Tasche ziehen konnte. Kurzweilig erzählt Baykal jene Periode aus dem Leben Casanovas – und seine Beziehung zur nicht minder interessanten Gestalt der Marquise, die bereits in Felinis Casanova-Verfilmung eine Würdigung fand.

„Okkulte Versuchung“ ist beim Verlag kopfundwelt erschienen, bei dem auch schon mehrere andere Untersuchungen über den venezianischen Lebemann erschienen sind – z.B. „Casanova in Dresden“. Der Illustriert wurde der Band, wie schon andere Bände des Verlages, von der Grafikerin Alexandra Bonin.

Maurice Schuhmann

Hakan Baykal: Okkulte Versuchung. Casanova und die Marquise d‘Urfé, Verlag Kopf und Welt Heideblick 2025, S., ISBN:, Preis: 19,80 €.