Der Libertin in Kölle

.. und noch ein Band über Casanova! Der Casanova-Enthusiast und Veranstalter literarischer Reisen Ansgar Bach hat sich der Erforschung von Casanovas Treiben und Wirken in Deutschland verschrieben. Im mittlerweile vierten Band seiner Casanova-Studien – nach Leipzig, Dresden, Berlin und Potsdam – beleuchtet er die Affären des Libertins im Rheinland, d.h. konkret in Köln und Bonn. Es geht dabei um einen mehrtägigen Aufenthalt im Jahr 1760 sowie einen eintägigen im Jahr 1767, zu dem bislang noch nicht viel geforscht wurde und zu dem vor nicht allzulanger Zeit neue Dokumente aufgetaucht sind. Im Vergleich zu anderen Städten, in denen der berühmte Venezianer gewirkt hat. Dabei zitiert er immer wieder sehr umfangreich Casanova selbst aus seinen Memoiren, um dies dann jeweils im Anschluß näher einzuordnen und um ein paar interessante Fakten und Auslassungen seitens des Lebemanns zu ergänzen. Der letzte Teil besteht aus der Reproduktion neuer Dokumente, die Bach auch noch einmal für seine Leser_innen fachlich einordnet.

Im Vorwort schreibt Ansgar Bach selber zu jenem Buch bzw. deren umfangreicheren ersten Teil: „Dieser Abschnitt beruht im Wesentlichen auf den Ergebnissen der genauen Recherchen des Casanova-Forschers Walther Ilges….“ (7). Da stellt sich für mich als Leser die Frage, wieviel Neues bietet dieses Bändchen, welches mit einem Preis von 18 € für 136 Seiten auch kein Schnäppchen ist? Der angesprochene Band von Ilges ist allerdings auch schon 100 Jahre alt…. Aber sollte man es nicht dennoch eher lesen, als eine neue, diese Ergebnisse wiedergebende bzw. zusammenfassende Ausgabe? Es gibt zwar ein paar neuentdeckte Dokumente, die er in seine Darstellung einfliessen lassen kann, aber reicht das als Verkaufsanreiz aus? Was trotz dieser Bedenken für den Band sicherlich spricht, ist, dass es Ansgar Bach gelingt, den z.T. drögen Stoff leichtfüßig darzustellen. Ein anderer Kritikpunkt ist, dass der von ihm bearbeitete Stoff nicht so ergiebig zu sein scheint, wie bei den anderen Bänden. Die Folge ist, dass er ein Kapitel namens „Porträt eines Lebenskünstlers“ voranstellt, was für das eigentliche Thema von völlig untergeordneter Relevanz ist. Und auch die Vor- sowie Nachgeschichte des Aufenthalts wirkt im Verhältnis zum eigentlichen Thema etwas überproportioniert.

Wie auch bei den Vorgängerbänden aus der Reihe hat Alexandra Bonin den kleinen Band mit ihren Zeichnungen illustriert. Hinzu kommen diesmal auch Reproduktionen von einzelnen Quittungen und Pfandscheinen Casanovas. Insgesamt ist es für Casanova-Enthusiast_innen und rheinische Lokalhistoriker_innen von Interesse, bleibt aber doch hinter den Vorgängerbänden qualitativ deutlich zurück.

Maurice Schuhmann

Ansgar Bach: Casanova in Köln und Bonn. Affären im Rheinland, verlag kopfundwelt Heideblick 2025, 136S., ISBN: 978-3981663235, Preis: 18 €.