Mit „Geschwister Oppermann“ hat Lion Feuchtwanger bereits 1933 ein Buch
über den deutschen Faschismus geschaffen, welches trotz der zeitlichen
Nähe zur Machtübergabe (durch die bürgerlichen Parteien an die NSDAP)
aus heutiger Sicht einen Blick in die damalige deutsche Zukunft zeigt.
Es ist, über dies hinaus, ein Buch von großer Tief und einer typisch
feuchtwangerischen Charakterdurchzeichnung.
Die Geschwister Oppermann sind Juden. Sie leben in Berlin und gehören
zum gehobenen Bürgertum. Einige betreiben eine Kette von
Möbelgeschäften, einer ist Arzt. Ihre Kinder gehen auf die Oberschule.
Ruhig am Anfang schildert Feuchtwanger den um sich greifenden
Antisemitismus und den Niedergang jeder Rechtsstaatlichkeit. Aber Seite
um Seite nimmt der Wind zu, bis er zum Sturm wird. Man wird Teil einer
unverschuldeten Familientragödie, eines Angriffs auf die humanistischen
Werte der Oppermann, der auf allen Ebenen stattfindet: Von der Schule,
in die der Sohn geht, bis zu Lieferanten, Patienten und Nachbarn. Die
bedrückende Stimmung, die Umzingelung der Oppermanns mit jenen
deutschen Kreaturen, die sich nun für Herrenmenschen halten, nimmt den
Leser – in diesem Falle den Hörer – gefangen. Man kann nicht aufhören,
dabei sein zu wollen, sich berichten zu lassen vom persönlichen und
politischen Elend.
Gerade das Wissen, was noch kam, ein Wissen, dass Feuchtwanger 1933
nicht haben konnte, macht diesen Einblick in die Frühzeit des
Faschismus umso grausamer.
Kein Geringerer als der große deutsche Schauspieler Michael Degen hat
„Die Geschwister Oppermann“ für den Audio-Verlag eingelesen. Seine Wahl
war eine gute Wahl. Denn schlecht gelesen überleben auch gute Bücher
nicht. Aber Michael Degen liest nicht schlecht. Seine Stimme trägt die
Lesung ganz wundervoll.
Wir empfehlen diese Hör-CD ganz ausdrücklich.
Lion Feuchtwanger – Die Geschwister Oppermann – Hör-CD – gelesen von Michael Degen – Der Audio Verlag (Aufbau Verlag) – 978-3-89813-804-8 – Euro 27,99