Die Mitteilung von Sahra Wagenknecht, nicht wieder als Fraktionsvorsitzende bei der turnusmäßigen Wahl anzutreten kommt nicht unerwartet. Aber der Zeitpunkt verwundert schon. Nicht nur hat die umstrittene Fraktionsvorsitzende den Tag gewählt, den seinerzeit Oskar Lafontaine für seinen Rücktritt von den Funktionen für die SPD gewählt hat, sie hat auch „Aufstehen“ und Fraktion in einem Aufwasch erledigt.

Es ist bedauerlich, schade und sollte von ernst gemeinten Genesungswünschen begleitet sein, dass Sahra Wagenknecht unter dem Druck der doppelten Belastung von „Aufstehen“ und Fraktionsarbeit gesundheitlich gelitten hat. Nachtreten verbietet sich von selbst. Vielmehr sollte die Würdigung ihrer unzweifelhaften Verdienste „post officium“ im Vordergrund stehen. Sie nun zu entlasten ist eine Aufgabe, die von Dietmar Bartsch und dem Fraktionsvorstand bis zur Neuwahl des Vorstandes wirkungsvoll vorgenommen werden.

Völlig unverständlich ist es, dass nun das Lager Wagenknechts gegen die Parteiführung der LINKEN schießt. Damit tut man weder der Partei ein Gefallen noch sich selbst. Denn die Partei wird sich überlegen müssen, wie man, auch durch personelle Fragen, dauerhaft eine konstruktive Arbeit der Gesamtorganisation sicherstellen kann. Die Forderung, die beiden Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger sollten es nun Sahra Wagenknecht gleichtun zeigt überdies, dass man über das Statut der eigenen Partei nicht Bescheid weiß: Die beiden Parteivorsitzenden dürfen sowieso nicht wieder antreten. Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass u.a. Janine Wissler als Nachfolgerin bereitsteht und der derzeitige parlamentarische Geschäftsführer Jan Korte ist offenbar auch nicht abgeneigt.

Der LINKEN ist, auch im Interesse gesamtlinker Politik Ruhe zu gönnen. Die Hysterie aus dem Wagenknechtlager schadet und vermindert den Einfluss der Partei. Die Gesamtpartei sollte sich von der unpolitischen Kakophonie nicht anstecken lassen.

 

Foto: Büro Wagenknecht