Gebrauchsanweisung für Bordeaux

Über den Bau der TGV-Verbindung zwischen der französischen Hauptstadt Paris und Bordeaux sollen die Bewoner letzterer nicht sehr froh gewesen sein. Man fürchtete die Horden von Großstädtern, die ihre Wochenenden im beschaulichen und bürgerlichen Bordeaux verbringen würden. Glaubt man dem Bericht von Aleander Oetker ist diese Befürchtung nicht unbegründet gewesen. Die Stadt an der Garonne, deren Altstadt längst zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist bekannt für seine Weine und sein Essen. Dies sind nur ein paar Gründe, warum man nach Auffassung von Alexander Oetker die Stadt lieben muß.

Die Gebrauchsanweisung für Bordeaux und die Atlantikküste ist eine passable Liebeserklärung von einem Frankreichkorrespondenten von N-TV und RTL an jene Region – Aquitane. „Ich möchte Ihne vielmehr darüber berichten, was meine Liebe für diesen Landstrich bedeutet und woher sie rührt.“ (11). Seine Begeisterung für diese Region läßt sich auch in der von ihm verfassten Krimireihe rund um Commissaire Luc Verlaine erkennen, auf den er im letzten Kapitel bezug nimmt.

Oetker bietet eine Mischung aus praktischen Tipps, interessanten Infos rund um Geschichte, Kultur und Sport rund in jener Region, in der sowohl Wein als auch Literatur einen großen Wert geniessen. (Den Abschnitt über die Literatur hätte er für meinen Geschmack gerne noch stärker ausführen können.) Manches davon dürfte jeder, der mal in Frankreich Urlaub gemacht hat, wiedererkennen – und kann als wenig regionsspezifisch übersprungen werden. Dabei hat er einen lockeren und seichten – gelegendlich reportagenartigen Schreibstil, der ihn von anderen „Gebrauchsanleitungen“ aus der Reisebranche abgrenzt. Seine Aussage über die SNCF hat mir persönlich sehr aus dem Herzen gesprochen: „Und die SNCF, die staatliche Bahngesellschaft,ist wohl das einzige Staatsunternehmen im Nachbarland, auf das die Deutschen wirklich neidisch sein sollten.“ (15).

Garniert ist seine „Gebrauchsanweisung“ mit mancherlei Rezept – sei es für Canelés, Gateau Basque oder L‘Entrecôte –, welches allerdings von der Beschreibung des Rezepts amateurhaft wirkt. Im Gegensatz zu seiner Kollegin Sophie Bonnet scheint er nicht der ambitionierte Koch zu sein.

Insgesamt ist es eine kurzweilige Lektüre, die Lust darauf macht, die Stadt und die Region zu erkunden sowie auch gute Insidertipps enthält, mit denen man das sof. France profonde – jenseits aller Klischees kennenlernen kann.

Maurice Schuhmann

Alexander Oetker: Gebrauchsanweisung für Bordeaux und die Atlantikkünste, Piper Verlag München 2020, 221S., ISBN: 9783492277380, Preis: 15 Euro.