Eine Reflexion dessen sowie überhaupt eine stärkere Einbindung seiner
eigenen Erlebnisse in den gesellschaftlichen Kontext bleibt er
insgesamt schuldig. So offen sein Buch ist und seine Persönlichkeit
präsentiert, so sehr fehlt in ihr dennoch der gesellschaftliche Rahmen.

Seine Autobiographie wird sicherlich dem Anspruch des Archivs der
Jugendkulturen gerecht, den Angehörigen von Subkulturen ein Forum zu
bieten, sich authentisch darzustellen. Das geht allerdings z.T. auf
Kosten der Lesbarbeit. Seine Lebensgeschichte ist heruntergeschrieben
(von der Seele geschrieben?) – ohne großartige stilistische Feinheiten.
Als Leser wünschte man sich an der einen oder anderen Stelle, daß ein
Lektor vorher den Text in der Hand gehabt hätte. Trotzdem ist dieses
Buch unter dem Aspekt, daß es eines der wenigen Zeugnisse eines Gothics
mit Sozialisation in der DDR ist, für die Beschäftigung mit der
Thematik unumgänglich. Es ist ein authentisches Zeugnis des Angehörigen
einer Subkultur im realexistierenden Sozialismus.

Jörn Ranisch: Sex & Drugs & Mukoviszidose: Die Geschichte eines
Grufties, Verlag vom Archiv der Jugendkulturen Berlin 2007, ISBN:
978-3940213389, 422 S., Preis: 18 Euro.