Das Hausverbot gegen das ZDF durch die Dessauer Bauhausstiftung ist eine Dessavouierung des Bauhauserbes durch jene, die es schützen und bewahren sollen. Das Dessauer Theater hat sich diesem Einknicken von Kunststätten vor dem gewalttätigen neuen Nationalsozialismus und den Rechtsextremen angeschlossen. Beide Institutionen sind dadurch erheblich beschädigt worden. Es wäre sinnvoll, ihnen mit dem Abstand zu begegnen, der bei der Besichtigung von Ruinen angeraten ist, um nicht von herabstürzenden Mauerteilen getroffen zu werden.
Die Solidarität mit der vom Hausverbot betroffenen Band „Feine Sahne Fischfilet“ ist groß. Es wäre schön, wenn diese Solidarität nun auch in eine Aktion münden würde. Ein öffentliches Konzert von FSF mit namhaften Support-Acts wäre eine schöne Angelegenheit.
Leander Sukov, der diese Seiten hier verantwortet hat der Direktorin der Bauhausstiftung geschrieben. Nachfolgend dokumentieren wir den offenen Brief.
Sehr geehrte Frau Dr. Perren,
mit Verwunderung, Unverständnis und zorniger Enttäuschung habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass offenbar die Bauhausstiftung den Auftritt der Band «Feine Sahne Fischfilet» in ihren Gebäuden verhindert hat. Die Konzerte, die das ZDF bislang dort veranstaltete, waren stets Konzerte von Künstlern, die nicht dem Mainstream angehören. Namhafte Musiker aus dem In- und Ausland sind im Laufe der Jahre aufgetreten. «Feine Sahne Fischfilet» gehören, selbst dann, wenn man große Teile des Werks ablehnt, zu jenen Künstlern, die gegen den erneut in Europa aufkeimenden Faschismus stehen und zugleich auf ihrem Gebiet herausragende Musik produzieren. Die Bauhausstiftung müsste dem Gedanken des antifaschistischen Widerstands gegen die Rechtsradikalen, Rechtsextremen und insbesondere gegen den nationalsozialistischen Flügel in und um die AfD mit Solidarität, vielleicht auch gelegentlich mit solidarischer Kritik, gegenüberstehen.
Sie aber sind, trotz des Erbes, das Sie verwalten, vor dem rechtsradikalen Geist — und im vorauseilenden Gehorsam vor der sich nach rechts schon neigenden bürgerlichen ehemaligen Mitte — eingeknickt. Die Stiftung, der Sie vorstehen, hat die Musikgruppe (und das Zweite Deutsche Fernsehen gleich mit) mit einem Hausverbot versehen. Angesichts der Historie des Bauhauses ist das in hohem Maße peinlich und eine Schmach für alle jene, die oft seit Jahren mutig den neuen Faschisten und den neuen Deutschnationalen gegenübertreten.
Als Mitglied des deutschen PEN-Zentrums, also als ein Schriftsteller, der sich per Unterschrift unter die Charta des PEN verpflichtet hat, die Freiheit des Wortes zu verteidigen, fühle ich mich verpflichtet, gegen die Entscheidung der Stiftung zu protestieren. Sie haben, trotz Ihrer herausragenden Stellung und Ihrer internationalen Sichtbarkeit das Erbe des Bauhauses und die Freiheit des Wortes verletzt. Ich halte das nicht für hinnehmbar. Meiner Meinung nach muss ein politischer Klärungsprozess erfolgen. Das wird allerdings in Sachsen-Anhalt insofern schwierig, als sich die dortige CDU-Landtagsfraktion ja nicht scheut mit den Rechtsextremisten im Landtag hie und da zu kooperieren.
Ich halte es aber für angebracht, dass diese Entgleisung der Stiftung zu einem internationalen Diskurs über die Verfasstheit der Bauhaus-Stiftung führt, dessen Ergebnis solcherart sein muss, dass sich derartige Entgleisungen nicht wiederholen. Ich appelliere an Ihr Verantwortungsgefühl der Kunst und des Erbes des Bauhauses gegenüber, an Ihre Verpflichtung als Staatsbürgerin: Tun Sie Ihr Möglichstes, um diese Entscheidung aufzuheben. Entschuldigen Sie sich dafür und öffnen Sie der Band und dem ZDF Ihre Türen. Tun Sie es ohne Zeitverzögerung. Gefährden Sie nicht weiter das Renommee der Bauhaus-Stiftung.Mit freundlichen Grüßen
Leander Sukov