Ein Vulkanausbruch im Meer. Die Lava kocht sich zu einer Insel in die Höhe, zu einem spitzen Berg, zu einem Stalagmiten und genau dort, wo sich diese Felsnadel bildet war ein Touristenführer mit seinem Boot allein unterwegs. Hinaufgerissen und fortgerissen aus dem Meer, schwebt er zwischen Wasserfläche und Himmel über der tosenden, wütenden See.
Es ist dem Autor nicht um einen absonderlichen Seefahrerroman getan. „Klippe“ ist nicht Malstrom II, auch keine Robinsonade. Es handelt sich um einen Roman, ich halte es übrigens eher für eine Novelle, der die auf die Auseinandersetzung eines Menschen, welcher „der Mensch“ ist mit sich selbst verjüngt.
Müde, in einer aussichtslosen Situation, angstvoll und sich fürchtend (was nicht dasselbe ist), bleibt nicht mehr als Wahrhaftigkeit im Diskurs mit sich selbst. Da steigen Erinnerungen auf in dem einen Ich, welche sich spiegeln im anderen. Da kämpft der Mann auf dem Boot auf der Felsnadel mit sich selbst, als wäre er nicht einer der sich da spaltet, sondern viele.
Das Stück, das Martin hier bringt ist ein Stück über Einsamkeiten und den Versuch, sich im Alleinsein aus ihnen zu befreien und zugleich darüber, dass sich da einer einlässt in das Schicksalhafte des Hinausgerissenseins.
Es ist die große sprachliche Kraft und das Kompositionsgeschick, dass es Sabas Martin erlaubt, diesen Roman so abzuliefern, dass er nicht wehklagende Langeweile oder gefühlsschwangere Dickbäuchigkeit wird. Martin schafft es also, die graue Einsamkeit seiner Figur literarisch leuchten zu lassen. Und er schafft dabei auch einen Roman mit einem philosophischen Impetus zu schreiben, der nicht nicht aufgesetzt, nicht hinzugefügt wirkt, sondern sich organisch mit der Geschichte verwebt.
Sabas Martin auf Teneriffa geboren. Er war Intendant des Teatro de Camara del Circulo de Bellas Artes in Teneriffa und Redaktionsleiter bei RNE. Er lebt und arbeitet in Madrid.
Sabas Martin: Klippe, Konkursbuch, Roman, 172 Seiten, 12,-, ISBN 978-3-88769-554-5