Die UFA im Nationalsozialismus
Die Bedeutung der Medien – sei es das Radio („Volksempfänger“) oder der Film – für die Propaganda war den Nationalsozialisten sehr früh bewußt geworden. Medien vermitteln und bestimmen die Wahrnehmung unserer Umwelt, sie beeinflußen den Konsumenten maßgeblich. Die Rolle des Kinos in der Vermittlung von Ideologe und Propaganda war vor allem Joseph Goebbels, dem „Bock von Babelsberg“, bewußt. Die UFA wurde systematisch von ihm unter den Einfluß des Staates gebracht – und einzelne Führungspersönlichkeiten jener Filmfirma biederten sich auch recht früh den neuen Machthabern an.
Die Geschichte jenes traditionsreichen Unternehmens in der Zeit des Nationalsozialismus thematisierte 2017 ein wissenschaftliches Symposium, welches gemeinsam von der Deutschen Kinemathek und der UFA GmbH organisiert wurde. Die Beiträge jenes Symposiums wurden nun beim Berliner Bertz + Fischer Verlag publiziert.
Insgesamt 16 Autor*innen haben zum von Rainer Roth (Filmwissenschaftler) und Vera Thomas (Ausstellungskoordination und Übersetzerin) Sammelband beigetragen. Darunter finden sich u.a. die französische Professorin Elissa Mailänder, der Filmhistoriker Kay Hoffmann der Autor Rolf Aurich. Über die Ausrichtung des Symposiums heißt es im Vorwort: „Dieses höchst zwiespältige Kapitel der Firmengeschichte aus neuen Perspektiven zu untersuchen war der Ausgangspunkt.“ (7) Kritisch werden u.a. in mehreren Beiträgen der Einsatz von Zwangsarbeiter*innen durch die UFA, der NS-Kulturfilm, Hans Albers‘ Rolle in der UFA, aber auch die Baugeschichte der Babelsberger Traumfabrik beleuchtet. Es ist damit ein sehr breit gefächerter Überblick entstanden, der fraglos den einen oder anderen bislang blinden Fleck ein stück weit ausleuchtet. So tiefgehend es in Bezug auf die spezifische Geschichte der Rolle der UFA im Nationalsozialismus auch ist, so erscheint die generelle historische Einordnung gelegentlich für einen historisch gebildeten Leser etwas oberflächlich. Illustriert wird der Sammelband mit einer Vielzahl von Szenenfotos, Reproduktionen von Covern von zeitgenössischen Filmzeitschriften u.ä..
Der Sammelband schliesst einige Forschungslücken und bereitet gleichzeitig neuen Forschungen das Feld. Trotz der Vielzahl an Publikationen bietet die UFA – wie dieser Band zeigt – noch sehr viel Stoff für Recherchen und Analysen. Weiterhin gelingt es dem Sammelband sowohl bereits etablierte Forscher*innen als auch jüngere fruchtbar zusammenzubringen. Hut ab – trotz der bereits angesprochenen, vereinzelt kleineren Schwächen ist ein sehr lesenswerter Überblick über ein dunkles Kapitel der deutschen Filmindustrie entstanden, der nicht nur für Fachleute aus der Filmbranche von Interesse ist.
Maurice Schuhmann
Rainer Rother / Vera Thomas (Hrsg.): Linientreu und populär. Das UFA-Imperium 1933-1945, Bertz + Fischer 2017, 224 S., Preis: 17,90 €, ISBN: 978–3–86505–255-1.