Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Landesvorstand Bayern hat auf seiner gestrigen Sitzung beschlossen, meine Kandidatur zum Bundesvorstand zu unterstützen. Wir sind übereingekommen, dass ich die Funktion für die ich kandidiere von der Kandidat*innenlage abhängig mache.
Übereingekommen sind wir auch, dass ich meine Kandidatur frühzeitig bekannt gebe. Ein anderes Medium als dieses hier ist mir dazu nicht bekannt.
Viele von Euch wissen, dass ich mich stark in der Auseinandersetzung um die Freiheit des Wortes engagiere und ebenso gegen rechtsradikale und rechtsextreme Kräfte. Beides gehört für mich zusammen. Denn zum einen suchen diese rechten Kräfte durch Angriffe auf Journalisten und Schriftsteller die Freiheit des Wortes zu enden, zum anderen muss die Freiheit des Wortes dort enden, wo die Grenze zu Rassimus, Nationalchauvinismus, ja Nationalsozialismus, liegt. Ich bin deshalb auch ein Verfechter der Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft im VS mit der Mitgliedschaft in rechtextremistischen Organisationen.
Für mich ist der VS die gewerkschaftliche Vertretung der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Deutschland. Er hat sich seit seiner Gründung als Teil der Gewerkschafts- und damit auch als Teil der Arbeiterbewegung gesehen. Selbstverständlich unter den besonderen Bedingungen, die aufgrund seiner Mitglieder für ihn herrschen. Gleichwohl ist aber der VS nicht einfach eine Fachgruppe unter anderen in der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft. Der VS muss deshalb mindestens unbeschadet, vorzugsweise aber gestärkt, aus der Reformation der Fachgruppen hervorgehen. Der Verband wir zum A-Team gehören (so heißt die Zusammenfassung der betreffenden Fachbereiche). Aber er muss eben als Verband erhalten bleiben. Ich werde mich deshalb ohne Wenn und Aber für den Erhalt des Verbandes als eigenständiges Ding einsetzen.
Eva Leipprand hat in den vergangenen Jahren, wie auch mein Freund Imre Török vor ihr, entscheidend dazu beigetragen den Verband nach außen sichtbar zu machen. Ich halte es für dringend notwendig, dieses Erbe zu mehren und alle Kraft in die Gewinnung junger Autorinnen und Autoren zu stecken.
Manche von Euch wissen, dass ich früher Mitglied der SPD war, dann der DKP angehörte, die ich aus verschiedenen Gründen wieder verlassen habe und nun Mitglied der LINKEN bin. Ich bin, für mich sehe ich das so, quasi in der SPD wieder angekommen, die mich verlassen hatte. Die SPD des Herforder Kreises, der von Detlef Albers und Traute Müller, einer linken SPD also. Ich habe bei den Landtagswahlen in Bayern für die LINKEN in Würzburg und auf der Liste des Stammes der Unterfranken kandidiert, allerdings nicht in einer Kombination, die mich hätte in den Landtag bringen können. Schon während des Wahlkampfes war klar: Meine zukünftige Arbeit kann nicht im parteipolitischen Bereich liegen, jedenfalls nicht mit vorrangiger Kraft. Meine Lebenspartnerin Simone Barrientos ist die kulturpolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag. Was immer dann der eine täte, was immer dann die eine tut, es wirkt auch auf die Wahrnehmung des anderen Teils. Ich halte nichts von Familienbetrieben in der Politik. Ich habe nicht vor, mich an einem zu beteiligen.
In der SPD, der DKP (eine durchaus abweichende Position) und den LINKEN (eine gar nicht abweichende Position), habe ich mich stets für die Freiheit der Kunst eingesetzt. Und zwar völlig unabhängig davon, welche Positonen die Künstler*innen politisch beziehen, solange nicht die Kunst selbst zur Unfreiheit, zum Rassimus und zum Sieg der Unfreiheit aufruft. Ich habe deshalb in der Auseinandersetzung um die Band „Feine Sahne Fischfilet“ und das Bauhaus eine eindeutige Position für die Band, für das ZDF (das noch stärker als die Band vom Hausverbot durch die Dessauer Bauhausstiftung betroffen ist) und gegen die Stiftungsleitung eingenommen. Ich habe nicht vor, in Zukunft von solchen direkten Reaktion Abstand zu nehmen.
In Indien, auf den Philippinen, bald vielleicht in Brasilien, in den USA, in Ungarn, Polen, Italien, Österreich, Russland, der Türkei, Syrien, dem Iran und anderenorts regieren Parteien, Personen, Regime, die die Unfreiheit befördern, das Recht auf Unversehrtheit und Leben negieren, die Gegner ihrer Herrschaft einsperren, ermorden und Foltern lassen, die bürgerlichen Freiheiten, diese großen Errungenschaften der bürgerlichen Revolutionen, mit Füßen treten und außer Kraft setzen. In Deutschland sitzt eine solche Partei im Bundestag. Kunst muss nichts müssen. Aber meiner Meinung nach sollen Künstler wollen, dass die Freiheit des Wortes, die Freiheit des Individuums, die Gleichheit und so weiter erhalten bleiben. Der VS soll, vielleicht muss, diesem Ziel dienen.
Herzliche Grüße
Leander Sukov