Positionierung gegen die AfD

Vor ein paar Jahren schockte eine Studie über die rassistische Einstellung von Gewerkschaftsmitglieder die bundesrepublikanische Öffentlichkeit. Die Affinität von Gewerkschaftsmitgliedern zu rassistischen Positionen war höher als in der Vergleichsgruppe, d.h. nicht-gewerkschaftlich-organisierten Arbeitnehmer*innen. Die Annahme, dass Gewerkschaftler*innen automatisch eher zu linken Positionen neigen hat sich damit zumindest in diesem Punkt als falsch herausgestellt, obwohl die Institution Gewerkschaft nach wie vor wichtige AntiRa-Arbeit leistet.

Ebenso ist die Präsenz von rechtsradikalen und -populistischen Verlagen (wie auch die der Bundeswehr) bei den großen, deutschen Buchmessen seit langem ein großes Thema. Es kam deswegen auch zur Gründung der Initiative Verlage gegen Rechts! In diesem Jahr eskalierte die Situation in Leipzig, nachdem (linke) Verleger*innen protestierten wurden Leute aus dem rechten Spektrum gewalttätig.

Vor dem Hintergrund ist der vorliegende Sammelband als ein Versuch zu verstehen, sowohl die Gewerkschaft zu repolitisieren als auch als Schriftsteller*innen wieder die Rolle der engagierten Intellektuellen zu schaffen, die zumindest in Deutschland weitgehend ausgestorben zu sein scheint. Namenhafte Autor*innen wie Leonard F. Seidl, Rudolph Bauer und Zoe Beck debattieren die Frage nach dem Verhältnis des Verbandes deutscher Schriftsteller*innen (VS) bei VerDi zur AfD und Pegida. Michael Wildenhain fordert z.B. einen Unvereinbarkeitsbeschluss, d.h. die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft in einer DGB-Gewerkschaft und der AfD. Seit 2017 gibt es einen solchen Beschluss bereits in der GEW.

Der Begriff Unvereinbarkeitsbeschluss durchzieht die deutsche Geschichte seit fast 100 Jahren – in den 1920er Jahren in der SPD u.a. in Bezug auf die Rote Hilfe auftauchte, in den 60er Jahren auch die Mitgliedschaft im SDS betraf und in den 2000er Jahre Mitglieder der, später in der Partei Die Linke aufgegangenen WASG. Inwieweit jenes Konzept geeignet ist, um gegen den Rechtspopulismus vorzugehen, sei mal dahingestellt. Darüber herrscht auch unter den Autor*innen kein Konsens. Wildenhains Forderung wird gleich in mehreren Beiträgen aufgegriffen und kommentiert. Trotz der zweifellos literarischen Sprache, die von den Autor*innen gewählt wird – und die sich bei Rudolf Bauer selbst in Form von Lyrik ausdrückt, ist dieser Sammelband für Aussenstehende (Nicht-Mitglieder) nur von geringem Wert. Es ist eine interne Debatte, die in der Form, wie sie geführt wird, esoterisch bleibt und nicht für eine Übertragung auf andere Bereiche geeignet ist. Der Hirnkost Verlag scheint mir hierfür auch nicht der passende Verlag zu sein. Die Beiträge hätte sich besser in einer Heftchen-Reihe von der Gewerkschaft als interne Diskussion gemacht.

Maurice Schuhmann

Klaus Farin (Hrsg.): Unsere Antwort. Die AFD und wir. Schriftsteller*innen und der Rechtspopulismus, Hirnkost Verlag Berlin 2018, 168 S., Preis: 12 €, ISBN: 978-3-947380-13-80.