Das Thema „Lost Places“, d.h. von Menschen verlassene, von der Natur zurückeroberte Orte, erlebt in den vergangenen Jahren einen regelrechten Hype. Zig Bücher, Website und Facebook-Gruppen widmen sich dem Thema und publizieren sie mehr oder weniger kreative Fotos jener Orte. Auch Daniel Boberg faszinieren diese Orte und er hat für seinen Band „Verlassene Orte“ zehn davon ausgewählt – von der ehemaligen Anatomie der FU Berlin, über das Badeparadies Blub, die Abhörstation auf dem Teufelsberg bis hin zu einer verlassenen Autowerkstatt -, deren Atmosphäre er mit Farbaufnahmen zum Ausdruck bringen möchte. Das gelingt ihm jedoch nur partiell. Manche Aufnahme wirkt so unspezifisch, dass sie fast überall sein könnte; einzelne Orte sind nur bedingt noch als Lost Places zu titulieren wie z.B. die Abhörstation, die partiell öffentlich frei zugänglich ist. Zu jedem Ort gibt es eine, etwas holprig formulierte, kurze Einleitung sowie stupide Bildunterschriften („Nichts für schwache Neven.“ – als Unterschrift für einen Anatomiehörsaal). Dazwischen gibt es zwar auch immer wieder ein paar sehr gute Fotos, aber sie drohen in der Masse der Mittelmäßigkeit unterzugehen. Aus der Vielzahl von Fotobänden zum Themenkomplex Lost Places sticht dieser Band leider nicht heraus.

Bobergs Band reiht sich in eine Reihe von Publikationen zu Lost Places im Sutton Verlag ein (z.B. Sachsen-Anhalt). Für Berlin hätte man aber sicherlich spektakulärere Aufnahmen oder Orte finden können. Schade, dass diese Chance so vertan wurde.

Maurice Schuhmann

Daniel Boberg: Verlassene Orte in Berlin. Wie Sie die Hauptstadt noch nie gesehen haben, Sutton Verlag Erfurt 2018, ISBN: 978-3954009749, 144 S., Preis: 29,99 €.

Website des Fotografen: www.danielboberg.de