Diese Wege zu gehen, unter dem dünnen Blau
des kühlen Novemberhimmels, den Geruch
brennenden Laubs in der Luft und das leise
Rauschen des Verkehrs von der Autobahn im Tal.
Was hat mich hinausgeführt an diesem Morgen?
In den lang schon aufgelassenen Gärten lehnen
unbenutzte Leitern in nackten Kirschbäumen.
Müde hat sich die Umzäunung aus Maschendraht
auf die Seite geneigt. Blaue Plastikregentonnen
glucksen voll schwarzem Wasser und aus den
Weinbergen tönt der hohle Klang einer Hacke.
Möglich, dass ich wieder eines dieser Bilder brauche,
an die ich mich dann später erinnern werde
wie an Inseln im Sandmeer des Vergessens.
Aber was bedeutet die Via Nomentana im Frühjahr 89?
Was der Tag vor meinem Geburtshaus, das wir
von Schweden kommend, aufsuchten? Und das
Licht des erstens Schnees, das von den Dächern
in die Küche meiner Kindheit sprang? Warum
das ovale Kellerloch in den Treppenstufen
des Kartoffelhändlers, in das ich, fünf Jahre alt,
den gefalteten Einkaufszettel warf? Das
auflaufende Wasser der Flut, das am Strand
meinen chinesischen Talisman verschlang?
Oder das Gemetzel, das der Arzt anrichtete,
in der Nacht, da mein zweiter Sohn geboren wurde?
Die Antwort ist nicht schwer.
Ich weiß schon lange, dass die Erinnerung
ein verlassenes Haus voller Gespenster ist.
Es bedeutet, dass jeder gelebte Tag dahin ist,
vergangen wie Spuren im Sand. Und unsere
Gefühle sind so unbeständig wie der Schatten
der Vögel im Flug. Obwohl sie natürlich all unsere
Hoffnungen tragen und all unseren Schmerz.