Autor: Redaktion

SechsSechsSechs

thumb_kramer01_001SechsSechsSechs … 

Eine wahrhafte Schnapsidee hat den Berliner Anarcho-Verleger vor ein paar Jahren in einer Kneipe im Wendland gepackt – die Erforschung des Hintergrundes der legendenumwobenen Zahl „666“ – der mystischen Zahl des Teufels. So besangen bereits die Heavy Metal-Recken von Iron Maiden die Zahl auf ihrem Album „The number of the beast“.

In seiner schnodderig liebenswürdigen Art und Weise hat sich Bernd
Kramer auf die Suche nach dem Hintergrund begeben, die Bibel („Die
Offenbarung des Johannes“) gewälzt, seine Bekannten genervt und
Theologen befragt, was es mit dieser Zahl und ihrem Mythos auf sich
hat. 

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Subjektiv

subjektivanais6_158And again and again and again and again …

… und wieder einmal eine junge Frau,
die dafür bezahlt wird, ihre sexuellen Erfahrungen niederzuschreiben
und ein bißchen auszuschmücken, damit sich das Buch – mehr über
das öffentlich-präsentierte Bild einer sexuell-antörnenden jungen
Frau als über ihre Literatur selber – verkaufen läßt. Das
Konzept vom Anais Verlag, was in den seriösen Medien mit einer
Redundanz von Verrissen kommentiert wird, scheint finanziell
aufzugehen. Die KundInnen kaufen die Bücher – aus scheinbaren Mangel
an Alternativen im Bereich moderner „Erotikliteratur".

Literarisch bewegen sich die Autorinnen
selten über dem Niveau eines Schulaufsatzes oder der Beschreibung
des „ersten Mals" in der Bravo und lassen jeglichen, eigenen Stil
vermissen. Das möchte man ihnen noch nicht mal vorwerfen – sind
sie doch noch im Regelfall recht jung -, aber seitens des Verlages
sollte diesbezüglich etwas unternommen werden, wenn man auf längere
Sicht als Verlag für erotische Literatur ernst genommen werden
möchte…

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Hecken: Theorien der Populärkultur

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Thomas Hecken:


Theorien
der Populärkultur.


Dreißig Positionen von Schiller bis zu den
Cultural Studies

Der Begriff „Pop“
ist seit Ende der 70er Jahre ein mehr oder weniger schwammiger
Allerweltsbegriff geworden, der alles und nichts aussagt. Der Hype
des Begriffes war und ist unüberschaubar. Das Präfix „Pop“
mußte seitdem für die unterschiedlichsten Bereiche herhalten –
auf einmal gab es einen Forschungszweig zu „Pop-Theorie“, der von
(ehemaligen) Spex-Journalisten als ein neuer geístiger Spielplatz
erobert wurde, und in den 90ern mutierte selbst die an traditioneller
autonomen Politik orientierte Antifa zu einer „Pop-Antifa“ –
statt schwarz-weißer Plakate leuchteten einem auf einmal die
Demoaufrufe in knalligen Neonfarben im Stadtbild entgegen. 

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Quantensingularität

nachtgeschwisterVon den Grenzen der (deutschen) Sprache

Natascha Wodins „Nachtgeschwister"
ist das erste Buch seit Langem, an dem ich, nachdem ich es aus der
Schutzfolie schälte, erst einmal gerochen habe. Ganz sicher
war das weder publizistische Absicht, noch ist es kulturkritisch von
Belang, dass ich den spezifischen Geruch frisch gedruckter Bücher
liebe; jenen typischen Geruch, den moderne Printmethoden mittlerweile
so selten gemacht haben. Aber die Tatsache, dass ich zuerst an dem
Buch roch, einem wortlosen, instinktiven Sinn zuerst nachging, legte
sich vor die Besprechung von „Nachtgeschwister" wie ein Omen.

In diesem Buch erzählt die Autorin von
„Die gläserne Stadt", „Erfindung einer Liebe" und „Einmal
lebte ich" die, eindeutig autobiografische, deutsch-deutsche
Geschichte eines langen und qualvollen Scheiterns zweier Menschen an
sich selbst und vor allem des Scheiterns an ihrer Beziehung
zueinander.

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Otto A. Böhmer: Joseph von Eichendorff

thumb_joseph_eichendorffOtto A. Böhmer:

Joseph
von Eichendorff & Friedrich Nietzsche

Der promovierte
Literaturwissenschaftler und ehemalige Lektor des Brockhaus Verlages
Otto A. Böhmer ist seit ein paar Jahren damit beschäftigt, bekannte
deutsche Autoren in Form von biographischen Essays einem breiten
Publikum zugänglich zu machen. Das Repertoire reicht von Heinrich
Heine und Arthur Schopenhauer über Goethe und Schiller bis hin zur
Annäherung an Joseph von Eichendorff. Der im vergangenen Jahr
publizierte Essay über Eichendorff ist ein sehr flüssig geschrieben
und stark an seinem poetischen Werk orientiert, das Böhmer immer
wieder geschickt in seinen Text integriert.

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Europa Erlesen – Balkan

ee_balkanZwei Liebhaber vor dem Anthologien-Regal im Buchlanden.
„Und?“
„Nix“.

Wer Anthologien liebt, findet sich häufig enttäuscht. Mit dem Frust über schlecht Zusammengekleistertes könnte man Bände füllen. Kein Wunder, dass Anthologien sich schlecht verkaufen, Herausgebertum ist dann doch seltene Klasse statt zusammengeklaubte Masse. Oder immer wieder neu Aufgewärmtes, das uns sogar namhafte Großverlage ständig auftischen. Ganz ohne Scham. Gähnende Leere in den Anthologie-Kassen. Ob gähnender inhaltlicher Leere. Man muss schon suchen, um der Liebe zu Anthologien wirklich frönen zu können. Und wird fündig – in Österreich. Warum nicht in Frankfurt, Hamburg, Wiesbaden?

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Direkter Eingriff ins Hirn

koehlerEin Berlin-Thriller von Jens Johler

Der Mensch hat vom Baum der Erkenntnis gegessen und seither ist er verantwortlich für sein Tun, glaubt Troller, der seinen Rotwein am Ludwigkirchplatz kauft, immer wieder seine Tochter versetzt und fast vor Angst vergeht, daß er von seiner neuen und sehr jungen Freundin für sein Alter seinerseits versetzt wird. Ein rastloses Leben für den Berliner Wissenschaftsjournalisten.

 „In dem Moment, in dem die Wissenschaft sich des Menschen bemächtigt, verliert er seinen freien Willen“, lautet eine der Thesen von Troller, um die er ein Buch geschrieben hat, das keiner lesen will.

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Falastin

falastinIch habe nichts mehr auf der Welt als meine Wut

Um es gleich zu sagen: Dieses Buch nimmt seine Kraft aus der gewaltigen Sprache mit der Hubert Haddad es schafft, eine großartige Geschichte noch größer zu machen, über den Plot hinauszuheben und auf ein Niveau zu erhöhen, welches beiden – dem Schriftsteller und seinem Roman – Eingang in den Kanon der internationalen Literautur auf Dauern sichern werden.

Hubert Haddad ist ein Schriftsteller, der sich, gemeinsam mit einigen, leider wenigen, anderen aus der großen Menge der reinen Plot-Schreiber erhebt. Kollegen wie er sind es, die in der Lage sind die Hochliteratur auf ihrem Gleis zu halten. Sie tun es mit jener Leichtigkeit, die nötig ist um dem Leser sowohl das Abtauchen in das Lesen zu ermöglichen, als ihm auch die Freude darüber zu schenken, dass Sprache mehr ist, als nur ein Medium der einfachen Kommunikation.

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Indien von innen

indienvoninnen_02Einladung zum Mitstaunen – Rezension

Bei Bildbänden in Kombination mit Text bin ich immer etwas skeptisch, neigen sie – vor allem in Verflechtung mit Lyrik – häufig dazu, das Visuelle zu überfrachten und die Sprache zum Statisten zu degradieren. Positiv überrascht hat mich darum Rainer Thielmanns schöner Bildband, der den Bildern unaufdringlichen Raum zuweist; Raum vor allem für die Phantasie des Betrachters. Statt sich in den Fotografien zu verlieren, folgt man dem Text, der auch graphisch dominiert, und erfährt die mit großer Feinheit und Bedacht ausgewählten Fotos als zusätzliche Dimension der Gedichte.

Thielmann bereiste Indien und hat eine wahre Fundgrube von Eindrücken mitgebracht, die plastisch in diesem Buch widergespiegelt werden. Sowohl Thielmanns Lyrik als auch seine Fotos offenbaren das Land am Ganges auf vielfältige Weise, laden zu einer Reise ein, die dank sehr guter Konzeption leicht fällt, ohne oberflächlich zu sein. Und jene, die schon einmal in Indien waren, entführt das Buch sofort wieder dorthin.

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Christa Wolf

thumb_christa_wolf_2007

Geburts- und Todestag

Christa Wolf wurde heute achtzig Jahre alt und es ist, neben den Glückwünschen, die ich ihr gerne übermittel, ganz unnötig, den Lobpreisungen, Kritiken, richtigen und falschen Einordnungen, den Vereinnahmungen und Fernhaltungen einen weiteren Artikel zuordnen zu wollen. Christa Wolf gehört zu den, leider, wenigen Autoren, die es geschafft haben auch in der Liederlichkeit bourgoiser Literaturlandschaften, wie jener der Bundesrepublik erhalten zu bleiben, obwohl sie aus der DDR stammt und in ihren Positionen nicht zu jener unkritischen Haltung, zu jener pathologischen Verinnerlichung gefunden hat, die den Erhalt für manchen anderen erst möglich machten. Christa Wolf ist deshalb und nicht nur wegen ihrer verdienten literarischen Erfolge und ihrem Anteil an der Rettung der Sprache vor dem Plot, von existentieller Wichtigkeit für die deutsche Literatur.

Wenn jemand mit einer solchen, nicht nur inländischen Bedeutung
Geburtstag hat, gehen andere Daten verloren. Ich will deshalb am
Geburtstag Christa Wolfs an den Todestag von Hamza Hakimzoda Niyoziy

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Kulturmaschinen Leipziger Buchmesse

plakatkulturmaschinenEine couragierte  Verlagsmutter

Eine Verlagsneugründung scheint so gar nicht zur aktuellen Krise und den immer neuen Hiobsbotschaften zu passen. Der Verlag Kulturmaschinen aus Berlin setzt ein Zeichen gegen die vielen Kassandrarufe und präsentiert sich erstmals auf der Leipziger Buchmesse (Halle 4, Stand C210).

Ein erlesenes erstes Programm zeitloser Literatur macht den Auftakt. Unter den sechs Titeln finden sich junge Talente wie Barbara Gresslehner, die in ihrem aufsehenerregenden Debüt von Lustmorden und manischen Zuständen schreibt, oder der Lyriker Robert Zobel mit seinen gierigen, leidenschaftlichen Gedichten. Im Programm findet sich aber ein Buch des international bekannten Schriftstellers Peter Abraham, des vielleicht bedeutendsten Kinder- und Jugendbuch-Autors der DDR. Mit "Kuckucksbrut" betritt er ein völlig neues Terrain. In "Homo Clausus" erzählt Leander Sukov die Novelle eines Eingeschlossenen. Von ihm sind auch zwei Lyrikbände erschienen.

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Ein Mann für die Akademie

thumb_bild183-r98911Akademie der Künste erwirbt wertvolle Ergänzung zum Heinrich-Mann-Archiv
 
Aus privater Hand erhielt die Akademie der Künste einen der Öffentlichkeit bisher nicht bekannten Teil des Nachlasses von Heinrich Mann. Nach dem Auffinden eines umfangreichen Teilnachlasses in Prag im Jahre 2002 schließen die jetzt aufgetauchten Dokumente weitere Lücken in der Heinrich-Mann-Forschung und geben Aufschlüsse über biographische Details. Das Konvolut umfasst zwei Manuskripte, 16 Briefe von Heinrich Mann und 91 an ihn gerichtete Briefe (u.a. von Alfred Döblin, Roger Martin du Gard, Thomas Mann, Ludwig Marcuse) sowie persönliche Dokumente und Fotos.
 
Am bedeutendsten sind 48 Briefe des französischen Germanisten Félix
Bertaux an Heinrich Mann aus den Jahren 1922 bis 1928. Die
Dokumentation des wohl wichtigsten geistigen Austausches, den Heinrich
Mann über 26 Jahre hindurch führte, wird damit signifikant erweitert.

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Der Beginn einer Epoche

573epoch_150Die Situationistische Internationale

Der libertäre Hamburger Verlag hat bereits in den Anfangsjahren seines Bestehens sich durch die Herausgabe der Texte der Situationisten Internationale bemüht und nun in einer Sonderausgabe anläßlich des 40. Jahrestages des Pariser Mais von 1968 eine Auswahl der Texte noch einmal aufgelegt, die zwischen 1958 und 1969 publiziert worden, und die Übersetzungen leicht überarbeitet haben. Es handelt sich um Texte aus den zwei Episoden des Bestehens jener Gruppe, die wie die englische Tageszeitung Times schrieb, „die erste revolutionäre Bewegung des Massenmedien-Zeitalters war“, – sowohl aus der ersten Episode, in der sich die Situationisten vorrangig als eine kultur- und künstlerisch-revolutionäre Bewegung (z.B. mit ihrer Kritik des Urbanismus) verstanden hat, und der politisierten Phase, in der die Gruppe sich u.a. über den 6 Tage-Krieg und den Algerienkrieg äußerte.

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Der König von Mexico

thumb_mexicowimmerStefan Wimmer: Die Neo-Beatgeneration

Stefan Wimmer ist ein Lichtblick in der Literatur. Und ich nehme absichtlich keine regionale Abgrenzung vor, denn Wimmer gehört, wenn er die Kraft, den Aufbau und die Lockerheit seines Romanes „König von Mexico“ auch bei kommenden Werken beibehält., auch international zur ersten Garnitur. 

„König von Mexico“ ist ohne Frage der Roman einer neuen Beatgeneration und steht tatsächlich in guter Tradition zu William S. Burroughs mehr noch aber zu Jack Kerouac. Und in der Tat ist auch der „König“ on the road.

Der König säuft, kokst und vögelt sich durch Mexico, er versickert verzweifelt in deutschen Redaktionsstuben, er spricht mit seinem Duschkopf (und selten habe ich die Wirkung von halluzinogenen Pilzen so schön beschrieben gelesen) und kulminiert seinen Roman in einen ebenso hinterhältigen, wie wunderbaren Schluss. Dabei gelingt es ihm, seinen Protagonisten vielschichtig zu charakterisieren und auch die anderen Personen, welche diesen auf seinem Weg begleiten, sind nicht nur gut durchgezeichnet, sondern beginnen zu leben.

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Sex sells

thumb_7124570_7124570_xlSchlüpfrig

„Sex sells…“ ist eine alte und
bewährte Weisheit. Der Markt ist mittlerweile voll mit z.T.
schlüpfrigen oder sich seriös gebärdenden Ratgebern für besseren
Sex allein, zu zweit, zu dritt.. Gern gesehen werden in den letzten
Jahren auch die Ratgeber für sexuelle Subkulturen jenseits der
heteronormativen Blümchensexualität – Swinger, BDSMler und
Cybersex sind der derzeitige Hype, von dem wohl auch Sabine und Wolf
Deunan hoffen zu profitieren. Ihr Machwerk „Ein bisschen härter
ist viel besser“, was vom verlag auch noch als „Das ultimative
Einsteigerbuch für Paare!“ beworben wird, richtet sich an Pärchen,
die sich zum ersten Mal an das Thema BDSM heranwagen. Dabei
verspricht das Inhaltsverzeichnis einen praxisnahes Einsteigerbuch
mit grundlegenden Informationen von Standardknoten für’s Bondage,
Spanking-Tipps und Hinweise über Rollenspiele.

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Wanderer, kommst Du nach Kapfenberg

eulit_logoReib! Eisen! Reibeisen.

Ich möchte Sie auf einen Literaturverein hinweisen, der ganz merkwürdiger Weise fast unbekannt ist. Und dabei hätte er es verdient, nicht nur in der österreichischen Presse jenen Wiederhall zu finden, den er verdient.

Europa-Literaturkreis Kapfenberg nennt sich er sich. Kapfenberg ist eine kleine Stadt in der Steiermark, ca. einhundertvierzig Kilometer von Wien entfernt. Und in Kapfenberg gibt es eben diesen Kreis von Menschen, die sich um Literatur mühen und bemühen, sie befördern und doch nicht erwähnt werden. Was ist da los?

Ich habe keine Ahnung. Denn es gibt keinen Grund dafür, den Europa-Literaturkreis nicht zu würdigen. Was sie machen, machen sie gut. Und das will schon etwas heißen in einer Zeit, wo allenthalben gekürzt und gestrichen wird.

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Die Unruhestifter

thumb_fau.200pxFAU. Die ersten 30 Jahre.
 
Das Lesebuch zu den ersten 30 Jahren der FAU (1977-2007)
 
Als im Jahre 2004 eine Welle von Montagsdemonstrationen gegen die sogenannte Agenda 2010 und die unsozialen Hartz-Gesetze die Republik aufrüttelte, war in den bürgerlichen Massenmedien immer wieder von einer Organisation die Rede, die angeblich »Unfrieden stiften« würde. Der Name dieser Unruhestifter lautete: FAU. Was verbirgt sich hinter diesen drei Buchstaben?
 
Ganz einfach eine wenig bekannte und kleine Basisgewerkschaft, deren Geschichte und Gegenwart in diesem Buch kenntnisreich und illustriert dargestellt wird: Was 1977 unter dem Namen Initiative Freie Arbeiter Union (I-FAU) als verwegenes, ja fast aussichtsloses Unterfangen begann, entwickelte sich in der Folge zur einzigen libertären Organisation in der BRD, die heute noch bundesweit aktiv ist.

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Der spanische Bürgerkrieg

thumb_grahamSalopper Umgang

Aus einer feministischen Perspektive hat die Historikerin Helen Graham den Versuch unternommen, eine Einführung in die Thematik des spanischen Bürgerkrieges zu schreiben. Sie sticht aufgrund ihrer Perspektive positiv aus der  Masse von meist aus männlicher Perspektive verfaßten Arbeiten zu jener Thematik heraus.

Dies zeigt sich in ihrer Fokussierung auf Minderheiten im spanischen Bürgerkrieg und befördert z.T. sehr spannende Fakten zu Tage – z.B. über die afro-amerikanische Führung des Bataillions der Internationalen Brigaden.

Für Neulinge auf dem Gebiet, an die sich dieses Buch richtet, sind solche Fakten allerdings eher irrelevant. Ebenso sind viele Aspekte, die im Kontext des Bürgerkrieges genannt werden müßten, bei ihr weggefallen.

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Alban Nikolai Herbst

thumb_herbst_alban_nikolai_4Die Meere der Neuen Moderne

Um es gleich am Anfang dieses viel zu kurzen Artikels zuzugeben: Ich glaube nicht daran, dass es die Postmoderne gibt. Ich glaube auch nicht an Gespenstererscheinungen, Verschwörungstheorien oder die Endgültigkeit des Kapitalismus. Ich bin ein Optimist. Selbstverständlich ist mir bekannt, dass es in Malerei, Literatur, Philosophie und sogar in den Naturwissenschaften die Eigenbezeichnung „Postmoderne“ in einer geradezu unfassbaren Vielzahl von vernünftigen und unvernünftigen Ansätzen gibt. Manche sind recht lustig, andere eher ärgerlich. Mir erscheint der Begriff „Postmoderne“ eine Übernahme populär-musikalischer Unvernunft in die Wissenschaft und in andere künstlerische Genres zu sein: Der manische Zwang zur Aufteilung.

 

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Kultur Macht Sinn

thumb_kulturmachtsinnGut verständlich

Die Arbeit „Kultur Macht Sinn“ von Prof. Dr. Max Fuchs, der amtierende Vorsitzende des Deutschen Kulturrates, füllt eine Lücke im Bereich der Kulturpolitik und -pädagogik – nämlich die einer gut verständlichen und breitgefächerten Einführung in die Kulturtheorie.

Anhand von zehn Kapiteln nähert er sich der Kulturtheorie anhand des Kulturbegriffes, in denen er die wichtigsten Zugänge zum Kulturdiskurs unterschiedlicher Disziplinen (Cultural Studies, Soziologie, politische Philosophie u.a.) unter dem Fokus der jeweiligen Bedeutung für Kulturpädagogik und –politik, die sich interdisziplinär aus diesen Disziplinen speisen, beleuchtet.

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Bück Dich, hier kommt die Kunst

thumb_henry_rollins_microphoneHenry Rollins: Eye Scream

Henry Rollins dürfte den meisten als Crossover-Musiker bekannt sein. Dabei sind seine literarischen Werke nicht weniger beachtenswert, als seine musikalischen. Eye Screem ist ein Buch, welches aus eine Reihe kurzer Sequenzen besteht und ohne Frage von einer ganz unglaublichen Intensität ist.

Ich empfinde bei Rollins eine große Nähe zur Beat-Generation. Seine klare, direkte und manchmal brutale Sprache schaffen eine Einheit mit dem Beschriebenen. Nie wirkt die Sprache künstlich, unpassend oder aufgesetzt. Eye Screem liest sich schnell, trotz seiner gewichtigen Inhalte. Es liest sich schnell, weil es einem nichts vormacht. Es ist, bei aller Strapaziertheit des Wortes, authentisch. Ein solches Erlebnis von anderer Sprache jenseits der bildungstümelnden, hatte ich zuletzt, als ich mit sechzehn oder siebzehn das erste Mal ein Buch von Bukowski in den Händen hielt: Kraftvoll, boshaft, liebend, zerstörend und zerstört – alles zu gleich.

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111 Gründe SM zu lieben

thumb_111gruendesmzuliebencoverherbst2008Wer will das lesen?

Das Jahr 2008 scheint das Jahr der BDSM und Swinger-Subkultur zu sein. Eine regelrechte Flut von überflüssigen Büchern, die meistens einen voyeuristischen Blick hinter die Kulissen versprechen, überschwemmte den Buchmarkt. Das neueste stammt aus der Feder von Cornelia Jönsson. Sie zählt in ihrem „Sachbuch“ 111 Gründe auf, warum man S/M gut finden kann – mir würde ein Argument reichen, um einen Verriss davon zu schreiben.

Die erste Frage, die sich bei der Lektüre stellt, lautet: Wer will das lesen? Streckenweise fühlt man sich versucht, dieses Buch in die lange Tradition der Bekenntnissliteratur einzuordnen, die mit Rousseau ihren Anfang nahmen und sich auch in der klassischen BDSM-Literatur von Sacher-Masoch über Sina Alin-Geißler und ihren Nachkommen findet. Es wirkt wie eine Rechtfertigung für das eigene Tun, was in der BDSM-Subkultur ja nicht unüblich ist. Andere Passagen wiederum erinnern an die Tupper-Party-Propaganda-Mentalität, die in der Szene vorherrscht. Smler neigen schliesslich dazu, sich häufig als etwas Elitäres zu verstehen.

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Paradise lost

thumb_487px-william_blake_005Das verlorene Paradies

Neu aufgelegt hat der Reclam-Verlag "Paradise Lost" von John Milton. Es ist die kongeniale Übersetzung Hans Heinrich Meiers aus dem Jahre 1968. Sie bewegt sich, mehr als die anderen mir bekannten Übertragungen, am Versmaß Miltons mit einer gradiosen Leichtigkeit, bedarf keiner dichterischen Knüppeleien, sondern bringt den heroischen englischen Vers auch dem deutschsprachigen Leser ohne Verdrehungen und Fehler nahe.

Miltons Verlorenes Paradies ist ein Werk von, nicht nur, literaturhistorischem Gewicht. Wie kaum eine andere abendländische Großdichtung der Neuzeit, hat es auf vielen Ebenen epochemachend gewirkt. Ihre philosophisch-religiösen Sichten waren dabei von ebensolcher Durchschlagskraft, wie ihre, wenn man so will, vers-politische.

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Keine Zukunft war gestern

 thumb_keine_zukunft_war_gesternPiPaPunk

Das Kollektiv IG Dreck auf Papier hat in dem vorliegenden Buch den Versuch unternommen, die Geschichte(n) des Punks in Deutschland nachzuzeichnen. Anhand der Aussagen von (ehemaligen) Fanzinemachern, Musikern und anderen Aktivisten aus der Szene wird im ersten Teil chronologisch die Entwicklung nachgezeichnet, wobei u.a. Fabsi („Weser-Label“), Willi Wucher („Pöbel & Gesocks“) und Klaus N. Frick („Peter Punk“) zu Wort kommen. Dieser Abschnitt bietet einen sehr interessanten Einblick in die Entwicklung der Szene – und ist auch das Beste, was das Buch zu bieten hat.


Im Anschluß daran finden sich einzelne Essays und ein paar belanglose Interviews mit ehemaligen (und zum Teil noch aktiven) AktivistInnen.

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Weltquell des gelebten Wahnsinns

thumb_henryglassbuchBesoffene Esel und die Gasdynamik des Darms

Ich lernte Henry Glass, den genialen, skurilen Journalisten und ausgesprochen netten Menschen in unserer gemeinsamen Stammtränke in Hamburg kennen, der "Zwiebel". Während ich mich vorzugsweise an Guinness hielt (in der Zwiebel servierte man es mit unvergleichllich cremigem Schaum), entwickelte Henry ein Getränk, welches nicht nur ich als Henrystutzen bezeichnete: Einen doppelten Whiskey im Wasserglas, aufgefüllt mit H2O. Henry Glass trug gerne Anzüge, die von einer ganz eigenen modischen Anschauung zeugten, eine Brille mit runden Gläsern und im Sommer ordentliche (!) Bermudashorts nebst Hemd und Kravatte. Er war ein englischer Gentleman.Und er war als Gesprächspartner ein nie versiegender Quell von ironischer Nachdenklichkeit. Henry Glass starb im Jahre 2000.

Damit die Freunde und die Fans seiner Artikel ihn weiter im
Lebendigen halten können, hat der Verlag "Kein und Aber" dankenswerter
Weise ein Buch mit wunderbaren Wissenschaftsartikeln herausgebracht,
die es auch – gelesen vom unvergleichlichen Harry Rowohlt – als Hörbuch
gibt. Selbstverständlich handelt es sich dabei nicht um trockenes Zeug,
sondern um sprachliche und inhaltliche Pretiosen über den Alkoholkonsum
von Eseln oder Dublin, die Hauptstadt der Ir(r)en. 

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Spielarten der Lust

thumb_maischingerEine Empfehlung für Ihre Sexualität

…und noch ein Ratgeber für das menschheitsbewegende Thema Sexualität? Haben wir nicht schon genügend – angefangen vom „Kama Sutra“, über „Joy auf Sex“ bis hin „Orgien für Anfänger“?
Anscheinend nicht – und das hängt mit der Ausrichtung selbiger zusammen. Silke Maschiner, Erotikcoach und Mitveranstalterin der Talkshow „Erotischer Salon“ wärmt nicht zum xten Mal die Aufzählung von Praktiken für erfüllteres Sexualleben auf.


In den thematisch sortierten Kapiteln bietet sie einen Einblick in diverse Bereiche von gesellschaftlich z.T. immer noch argwöhnisch beäugter Couleur (Pornographie, S/M, Swinger, Asexuelle, Bisexualität), die sich aus Interviews mit Angehörigen und Akteuren der jeweiligen Bereiche. Diese Kapitel sind informativ ohne in diesen stupiden Exhibitionismus zu verfallen, der bei solchen Berichten immer wieder hineinspielt.

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Jes Petersens wundersame Reise.

thumb_petersenbsLa Bohemé!

Wenn man nach einem Prototypen für
einen Bohemien der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sucht, wird
man bei dem Verleger und Galeristen Jes Petersen fündig. Der aus der
Nähe von Flensburg stammende Petersen, der den elterlichen Wunsch
einer Übernahme des bäuerlichen Betriebes ignorierte, gründete den
heute weitgehendst in Vergessenheit geratenen Verlag Petersen Press,
der Werke des Linkskommunisten Franz Jung und auch « Das
Liebeskonzil » von Oskar Panizza publizierte, was kurz nach
Erscheinen auf den Index gesetzt wurde, später dann auch den
Neosatanisten Aleister Crawley. Seinen Lebensunterhalt verdiente er
zeitweise mit der Verbreitung von skandinavischer Pornographie und
Kokainhandel. Seine – unter finanziellen Gesichtspunkten – ruinösen
Ausstellungen in seiner in der Pestalozzistraße gelegenen Galerie
müssen im nachhinein als sehr progressiv gelten. Einige der damals
noch unbekannten Künstler machten sich später einen Ruf in der
Kunstwelt.

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Max Stirner: Studienausgabe

stirnerVom heimlichen Hit zum Klassiker

Das Werk „Der Einzige und sein Eigentum“ des 1806 in Bayreuth geborenen Philosophen Johann Caspar Schmidt, der  unter dem Pseudonym Max Stirner schrieb, ist längst vom „heimlichen Hit“ (Bernd A. Laska) zum anerkannten Klassiker der politischen Philosophie avanciert. Der bedächtige Schrankenhasser, wie ihn seine Zeitgenossen Friedrich Engels und Edgar Bauer nannten, hat einen wichtigen Beitrag zur europäischen Geistesgeschichte geleistet, obwohl er meistens nur auf jenes Hauptwerk reduziert wird. Seine Philosophie hat ebenso Künstler (Marcel Duchamp), Literaten (Ernst Jünger, B. Traven, John Henry Mackay) und Pädagogen (Rudolf Steiner) zumindest zeitweise stark beeinflußt. Seit ein paar Jahren ist auch wieder ein verstärktes öffentliches und wissenschaftliches Interesse an jenem schwerverdaulichen Philosophen zu verzeichnen, der wie kein zweiter die Individualität in den Mittelpunkt seiner Weltanschauung rückte.

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Leichenfledderei

zeyerOder: Die Gehilfen der Totgesagten
leben länger

Das ist schon ein starkes Stück, was
Herr Zeyer uns da auftischt. Nicht ob des Inhalts. Den kannten wir
ohnehin schon. Will sagen: Wussten es. Oder vermuteten es zumindest:
Den ignoranten Bankern, nicht einmal jenen aus der Schweiz, ist
wirklich nicht zu trauen. Aus der Bankenwelt rumorte das schon lange,
sozusagen als offenes Geheimnis die Runde machend.

Pauschal sozusagen. „Alles
Verbrecher" tönte ein Freund aus der Schweiz schon vor fünf
Jahren ins Telefon, „glaubs mir, ich weiß, wovon ich rede". Herr
Zeyer weiß es auch, hat er doch über Jahre für diese Leute die
Kommunikationsarbeit gemacht, oder um es deutlich zu sagen: Den
Moloch in schöne, bunte Wortpräsentpäckchen geschnürt, mit feinem
Schleifchen dran. Nun, nach dem großen Crash, mitten im (allseits
erwarteten) Heraufdämmern der großen Krise, hat Herr Zeyer ein Buch
geschrieben

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Lust-voller Schmerz

lustvollerschmerzQueering and Performing Sadomasochism

Im Jahr 2007 – gut 120 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen der „Psychopathia Sexualis" von Krafft-Ebing – fanden gleich zwei wissenschaftliche Konferenzen in Deutschland statt, die sich der Thematik Sadomasochismus widmeten. Die erste, zu der Sonderforschungsbereich 447 „Kulturen des Performativen" der Freien Universität Berlin eingeladen hatte, fand im Februar im Berlin unter dem Titel „Queering and Performing Sadomasochism" statt. Ein paar Monate darauf folgte die Tagung „Lust und Schmerz – Sadomasochistische Perspektiven" von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS), die sich personell streckenweise mit der ersten überschnitt.
Der hier vorliegende Tagungsband dokumentiert die Tagungsbeiträge der DGSS-Tagung, die sich in den folgende vier Panels erstreckte:

  • Kulturgeschichte des Sadomasochismus
  • Sadomasochistische Lebenswelten
  • Der klinische Blick
  • Sadomasochistische Phänomene

 

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Fatal ist mir das Lumpenpack,
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau,
mit allen seinen Geschwüren.

Heinrich Heine
Wintermärchen, 1844

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