Autor: Redaktion

Peter Schallmayer: Kapitalismuskritik

schallmayerMarx, Mann, Nietzsche

Der von Peter Schallmayer gewählte Titel für seine Dissertation provoziert und regt zum Lesen an. Gleichzeitig zeichnet es bereits sein Scheitern voraus – eine Analyse von Kapitalismuskritik – sowohl in der Theorie als auch in der Praxis – bei den ausgewählten Persönlichkeiten aus zwei Jahrhunderten auf knapp 180 Seiten zu leisten ist ein Ding der Unmöglichkeit.

In der als Einleitung gesetzten Definition der Zielsetzung seiner Arbeit schränkt er dann diesen Komplex sehr stark ein – „In dieser Arbeit geht es um Kapitalismuskritik, genauer um kapitalismuskritische 'legitimation narratives', wie sie seit dem 19. Jahrhundert mit Durchsetzung des Kapitalismus in Deutschland erzählt werden“ (S. 7).

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Europa Erlesen – Balkan

ee_balkanZwei Liebhaber vor dem Anthologien-Regal im Buchlanden.
„Und?“
„Nix“.

Wer Anthologien liebt, findet sich häufig enttäuscht. Mit dem Frust über schlecht Zusammengekleistertes könnte man Bände füllen. Kein Wunder, dass Anthologien sich schlecht verkaufen, Herausgebertum ist dann doch seltene Klasse statt zusammengeklaubte Masse. Oder immer wieder neu Aufgewärmtes, das uns sogar namhafte Großverlage ständig auftischen. Ganz ohne Scham. Gähnende Leere in den Anthologie-Kassen. Ob gähnender inhaltlicher Leere. Man muss schon suchen, um der Liebe zu Anthologien wirklich frönen zu können. Und wird fündig – in Österreich. Warum nicht in Frankfurt, Hamburg, Wiesbaden?

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Direkter Eingriff ins Hirn

koehlerEin Berlin-Thriller von Jens Johler

Der Mensch hat vom Baum der Erkenntnis gegessen und seither ist er verantwortlich für sein Tun, glaubt Troller, der seinen Rotwein am Ludwigkirchplatz kauft, immer wieder seine Tochter versetzt und fast vor Angst vergeht, daß er von seiner neuen und sehr jungen Freundin für sein Alter seinerseits versetzt wird. Ein rastloses Leben für den Berliner Wissenschaftsjournalisten.

 „In dem Moment, in dem die Wissenschaft sich des Menschen bemächtigt, verliert er seinen freien Willen“, lautet eine der Thesen von Troller, um die er ein Buch geschrieben hat, das keiner lesen will.

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FAIRLAG

In einer gemeinsamen Presseerklärung haben der Bundesverband junger Autoren und Autorinnen e.V. (BVjA), die Autorinnen & Autoren der Schweiz (AdS), die IG Autorinnen Autoren Österreichs und der Verband deutscher Schriftsteller (VS in ver.di) zum Welttag des Buches vor sog. Bezahlverlagen gewarnt. Wir dokumentieren die Presseerklärung nachfolgend:

thumb_fairlagProminente Autorinnen und Autoren unterstützen Fairlag-Initiative gegen unseriöse Verlagspraktiken

25 Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Elfriede Jelinek, Günter Grass, Ralph Giordano, Tanja Kinkel, Rafik Schami und Elke Heidenreich unterzeichnen anlässlich des Welttags des Buches am 23. April 2009 die Fairlag-Erklärung von 50 Autorenverbänden und anderen Literaturinstitutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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Sex & Drugs & Mukoviszidose

ranischRealexistierende Gothics

Während die Geschichte der Blues-Fraktion und der Punks in der DDR schon sehr ausführlich aufgearbeitet wurde – sicherlich noch immer nicht ausreichend -, ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Gothic-Subkultur immer noch weitgehend unbekannt. Die Autobiographie von, der bereits sehr früh zu jener Subkultur stieß und sie nun seit Jahren begleitet, hat daher eine große Bedeutung für das Verständnis und den Einblick in die Geschichte jener Subkultur. Ohne etwas zu beschönigen beschreibt er seinen Weg in die Subkultur sowie die hilflosen, bis hin zu offen feindlichen Reaktionen seitens seiner Umwelt auf seine Erscheinung. Erstaunlicherweise tauchen dabei weder Repressalien durch die Volkspolizei oder die Stasi auf, die immer wieder in der Erinnerungen ostdeutscher Punks eine wichtige Rolle spielen. Hat es diese nicht gegeben – oder hat er nur Glück gehabt, daß er sie nicht miterlebt hat?

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Kommunikationsgeschichte

kommunikationsbuch Kommunikativ

Der von Klaus Arnold, Markus Behmer und Bernd Semrad herausgegebene Reader versammelt Beiträge, die aus einer 2006 in Wien abgehaltenen Tagung der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) hervorgegangen sind. Obwohl explizit als Hand- und Lehrbuch konzipiert, können viele Beiträge auch als Kommentar auf die unerfreuliche Entwicklung verstanden werden, dass der Kommunikationsgeschichte trotz eines wachsenden Angebots und Interesses an medien- und kommunikationsgeschichtlichen Veröffentlichungen, Lehrveranstaltungen und Tagungen zumindest im deutschsprachigen Raum durch Stellenstreichungen eine institutionelle Marginalisierung droht – während im angloamerikanischen Sprachraum zeitgleich eine gegenläufige Entwicklung beobachtet werden kann. Dass die Kommunikationsgeschichte angesichts ihrer prinzipiellen interdisziplinären Orientierung und ihrer inhaltlichen Ausrichtung auf sozial, kulturell, juristisch und nicht zuletzt auch technologisch relevante Themenfelder eine stärkere wissenschaftspolitische Beachtung rechtfertigt, kann als Fazit dieses erfreulich innovativen Bandes den weiteren Ausführungen zu seinen Inhalten und seiner Struktur vorangestellt werden.

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Falastin

falastinIch habe nichts mehr auf der Welt als meine Wut

Um es gleich zu sagen: Dieses Buch nimmt seine Kraft aus der gewaltigen Sprache mit der Hubert Haddad es schafft, eine großartige Geschichte noch größer zu machen, über den Plot hinauszuheben und auf ein Niveau zu erhöhen, welches beiden – dem Schriftsteller und seinem Roman – Eingang in den Kanon der internationalen Literautur auf Dauern sichern werden.

Hubert Haddad ist ein Schriftsteller, der sich, gemeinsam mit einigen, leider wenigen, anderen aus der großen Menge der reinen Plot-Schreiber erhebt. Kollegen wie er sind es, die in der Lage sind die Hochliteratur auf ihrem Gleis zu halten. Sie tun es mit jener Leichtigkeit, die nötig ist um dem Leser sowohl das Abtauchen in das Lesen zu ermöglichen, als ihm auch die Freude darüber zu schenken, dass Sprache mehr ist, als nur ein Medium der einfachen Kommunikation.

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Call for Papers

Die Stirner-Rezeption im Werke Ret Maruts / B. Travens

Prof. Dr. Gerhard Bauer (Berlin), Dr. Christoph Ludszuweit (Berlin), Maurice Schuhmann (Berlin) in Kooperation mit der Internationalen B. Traven Gesellschaft e.V. (IBT) und der Max Stirner-Gesellschaft e.V.  (MSG)
02.10.-04.10.2009, Clubhaus der FU Berlin
Deadline: 2. Juni 2009

Inhaltliches Konzept

Prof. Dr. Gerhard Bauer, emeritierter Professor für Germanistik an der FU Berlin, Maurice Schuhmann, Lehrbeauftragter am Fachbereich Politikwissenschaft an der FU Berlin und Dr. Christoph Ludszuweit, ehemaliger Lektor der DAAD, beabsichtigen, mit Unterstützung der  Max Stirner Gesellschaft e. V. (MSG) und der Internationalen B. Traven Gesellschaft e. V. (IBTG) anlässlich des 40. Todesjahres von Ret Marut / B. Traven ein interdisziplinäres Symposion zum Thema „Die Stirner-Rezeption im Werke Ret Maruts / B. Travens“  im Clubhaus der Freien Universität Berlin durchzuführen.

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Indien von innen

indienvoninnen_02Einladung zum Mitstaunen – Rezension

Bei Bildbänden in Kombination mit Text bin ich immer etwas skeptisch, neigen sie – vor allem in Verflechtung mit Lyrik – häufig dazu, das Visuelle zu überfrachten und die Sprache zum Statisten zu degradieren. Positiv überrascht hat mich darum Rainer Thielmanns schöner Bildband, der den Bildern unaufdringlichen Raum zuweist; Raum vor allem für die Phantasie des Betrachters. Statt sich in den Fotografien zu verlieren, folgt man dem Text, der auch graphisch dominiert, und erfährt die mit großer Feinheit und Bedacht ausgewählten Fotos als zusätzliche Dimension der Gedichte.

Thielmann bereiste Indien und hat eine wahre Fundgrube von Eindrücken mitgebracht, die plastisch in diesem Buch widergespiegelt werden. Sowohl Thielmanns Lyrik als auch seine Fotos offenbaren das Land am Ganges auf vielfältige Weise, laden zu einer Reise ein, die dank sehr guter Konzeption leicht fällt, ohne oberflächlich zu sein. Und jene, die schon einmal in Indien waren, entführt das Buch sofort wieder dorthin.

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Christa Wolf

thumb_christa_wolf_2007

Geburts- und Todestag

Christa Wolf wurde heute achtzig Jahre alt und es ist, neben den Glückwünschen, die ich ihr gerne übermittel, ganz unnötig, den Lobpreisungen, Kritiken, richtigen und falschen Einordnungen, den Vereinnahmungen und Fernhaltungen einen weiteren Artikel zuordnen zu wollen. Christa Wolf gehört zu den, leider, wenigen Autoren, die es geschafft haben auch in der Liederlichkeit bourgoiser Literaturlandschaften, wie jener der Bundesrepublik erhalten zu bleiben, obwohl sie aus der DDR stammt und in ihren Positionen nicht zu jener unkritischen Haltung, zu jener pathologischen Verinnerlichung gefunden hat, die den Erhalt für manchen anderen erst möglich machten. Christa Wolf ist deshalb und nicht nur wegen ihrer verdienten literarischen Erfolge und ihrem Anteil an der Rettung der Sprache vor dem Plot, von existentieller Wichtigkeit für die deutsche Literatur.

Wenn jemand mit einer solchen, nicht nur inländischen Bedeutung
Geburtstag hat, gehen andere Daten verloren. Ich will deshalb am
Geburtstag Christa Wolfs an den Todestag von Hamza Hakimzoda Niyoziy

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Kulturmaschinen Leipziger Buchmesse

plakatkulturmaschinenEine couragierte  Verlagsmutter

Eine Verlagsneugründung scheint so gar nicht zur aktuellen Krise und den immer neuen Hiobsbotschaften zu passen. Der Verlag Kulturmaschinen aus Berlin setzt ein Zeichen gegen die vielen Kassandrarufe und präsentiert sich erstmals auf der Leipziger Buchmesse (Halle 4, Stand C210).

Ein erlesenes erstes Programm zeitloser Literatur macht den Auftakt. Unter den sechs Titeln finden sich junge Talente wie Barbara Gresslehner, die in ihrem aufsehenerregenden Debüt von Lustmorden und manischen Zuständen schreibt, oder der Lyriker Robert Zobel mit seinen gierigen, leidenschaftlichen Gedichten. Im Programm findet sich aber ein Buch des international bekannten Schriftstellers Peter Abraham, des vielleicht bedeutendsten Kinder- und Jugendbuch-Autors der DDR. Mit "Kuckucksbrut" betritt er ein völlig neues Terrain. In "Homo Clausus" erzählt Leander Sukov die Novelle eines Eingeschlossenen. Von ihm sind auch zwei Lyrikbände erschienen.

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Hollow Skai: Punk

thumb_hollowskai_lNoFuture war gestern

In der wissenschaftlichen Reihe vom Archiv der Jugendkulturen wurde nun die Magisterarbeit von Hollow Skai aus dem Jahre 1979 wiederaufgelegt. Hollow Skai, der das legendäre Punkrocklabel „No Fun“ sowie das gleichnamige Fanzine herausbrachte, hat sich zu diesem recht frühen Zeitpunkt versucht dem Phänomenen Punk zu nähern.

Erstaunlich ist, wieviele Themenkomplexe davon auch heute noch debattiert werden – z.B. Sexismus in der Szene -, die damals schon ein Thema waren. In erster Linie ist die Arbeit als Zeitdokument sehr spannend zu lesen. Wie schreibt (und reflektiert) ein Germanist und Politikwissenschaft über Punk im Jahre 1979, zu einem Zeitpunkt, da er selber Teil der Bewegung ist. Aus heutiger Sicht ist vieles – trotz der Überschneidungen mit den heutigen Debatten – bereits bekannt und abgegessen.

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Spielarten der Lust

thumb_maischingerEine Empfehlung für Ihre Sexualität

…und noch ein Ratgeber für das menschheitsbewegende Thema Sexualität? Haben wir nicht schon genügend – angefangen vom „Kama Sutra“, über „Joy auf Sex“ bis hin „Orgien für Anfänger“?
Anscheinend nicht – und das hängt mit der Ausrichtung selbiger zusammen. Silke Maschiner, Erotikcoach und Mitveranstalterin der Talkshow „Erotischer Salon“ wärmt nicht zum xten Mal die Aufzählung von Praktiken für erfüllteres Sexualleben auf.


In den thematisch sortierten Kapiteln bietet sie einen Einblick in diverse Bereiche von gesellschaftlich z.T. immer noch argwöhnisch beäugter Couleur (Pornographie, S/M, Swinger, Asexuelle, Bisexualität), die sich aus Interviews mit Angehörigen und Akteuren der jeweiligen Bereiche. Diese Kapitel sind informativ ohne in diesen stupiden Exhibitionismus zu verfallen, der bei solchen Berichten immer wieder hineinspielt.

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Die Geschwister Oppermann

thumb_oppermannDer alltägliche Faschismus

Lion Feuchtwanger, 1884 bis 1957, gehört zu den deutschen Schriftstellern, die zwar im Gedächtnis literarischer Kreise unvergessen sind, aber nicht zum bekannten zeitgegenwärtigen Kanon der deutschen Literatur gehören. Im Gegensatz zu Thomas Mann, beispielsweise, ist es nicht gelungen, Feuchtwanger dem Fundament auch der gegenwärtigen Literatur zuzustellen. Das ist bedauerlich. Denn fraglos ist Lion Feuchtwanger eines der Gestirne, um die sich eine aufklärerische Literatur zu drehen hätte.
Feuchtwanger, der Meister der Charakterisierung, leidet möglicherweise allerdings auch daran, dass seine Art zu schreiben nicht jene Kompliziertheit aufweist, die nötig wäre, das versammelte Bildungsbürgertum dazu zu veranlassen, sich ihn auf den Schild zu heben. Möglicherweise aber ist auch die geringe Zahl von Theaterstücken – zwei hat er geschrieben – verantwortlich dafür.
Lediglich „Jud Süß“ wird, bedauerlicherweise jedoch aufgrund einer Verwechselung, als allgemein bekannt bezeichnet werden können. Feuchtwangers „Jud Süß“ hat selbstverständlich nichts mit dem Veit-Harlan-Film gemeinsam, also mit jenem unsäglichen faschistischen Machwerk; weder den Inhalt, noch die Richtung.

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Proudhon wird 200 (aber nicht alt!)

thumb_proudhonDer Vater der Anarchie

Pünktlich, kurz vor dem 200. Geburtstag des französischen Anarchisten Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865), ist beim Lit-Verlag die deutsche Übersetzung seines letzten Werkes – „Von der Befähigung arbeitender Menschen zur Politik“ – erschienen.

Er hat es 1864 – knapp 25 Jahre nach dem Erscheinen seiner berühmten Abhandlung „Was ist das Eigentum?“ – verfaßt und in ihm seine über die Jahre gereiften Vorstellungen von einer gerechten Gesellschaftsordnung dargelegt. Zu diesem Zeitpunkt kann er bereits auf eine Anzahl von Schriften (und deren Übersetzungen in andere Sprachen) sowie praktische Erfahrungen und Experiemente alternativer Ökonomie wie dem Konzept Tauschbank zurückblicken.

Im Zentrum der vorliegenden Schrift steht bei dem „Vater der Anarchie“,
wie er wegen seiner positiven Umdeutung des Begriffes „Anarchie“ im
Zuge seiner Schrift „Was ist das Eigentum?“ genannt wird, wiederum das
Prinzip des „Mutualismus“, das eng verknüpft ist mit dem ebenfalls von
ihm stark gemachten Begriff der Autonomie und der Dezentralisierung. 
Übersetzt und herausgegeben wurde dieser Band von Lutz Roemheld, der in
der gleichen Reihe bereits vor vier Jahren den Sammelband „Erinnerung
an P.-J. Proudhon“ (ISBN: 978-3825882926) herausgegeben hat. 

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Weltquell des gelebten Wahnsinns

thumb_henryglassbuchBesoffene Esel und die Gasdynamik des Darms

Ich lernte Henry Glass, den genialen, skurilen Journalisten und ausgesprochen netten Menschen in unserer gemeinsamen Stammtränke in Hamburg kennen, der "Zwiebel". Während ich mich vorzugsweise an Guinness hielt (in der Zwiebel servierte man es mit unvergleichllich cremigem Schaum), entwickelte Henry ein Getränk, welches nicht nur ich als Henrystutzen bezeichnete: Einen doppelten Whiskey im Wasserglas, aufgefüllt mit H2O. Henry Glass trug gerne Anzüge, die von einer ganz eigenen modischen Anschauung zeugten, eine Brille mit runden Gläsern und im Sommer ordentliche (!) Bermudashorts nebst Hemd und Kravatte. Er war ein englischer Gentleman.Und er war als Gesprächspartner ein nie versiegender Quell von ironischer Nachdenklichkeit. Henry Glass starb im Jahre 2000.

Damit die Freunde und die Fans seiner Artikel ihn weiter im
Lebendigen halten können, hat der Verlag "Kein und Aber" dankenswerter
Weise ein Buch mit wunderbaren Wissenschaftsartikeln herausgebracht,
die es auch – gelesen vom unvergleichlichen Harry Rowohlt – als Hörbuch
gibt. Selbstverständlich handelt es sich dabei nicht um trockenes Zeug,
sondern um sprachliche und inhaltliche Pretiosen über den Alkoholkonsum
von Eseln oder Dublin, die Hauptstadt der Ir(r)en. 

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Das weibliche Genie Hannah Arendt

thumb_dasweiblichegenieDie spannende Denkerin

Die jüdische Philosophin und Sozialwissenschaftlerin Hanna Arendt gehört zweifellos zu den spannendsten und auch für die Reflexion der Moderne wichtigsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts.

Sich einer Denkerin wie ihr zu nähern, ohne in unkritische Lobhudelei oder in die klassische Kritik ihres z.T. „unwissenschaftlichen“ Prozesses der Erkenntnisgewinnung zu verfallen fällt schwer. Ihr Denken und Werk bot – und bietet immer noch – viele Aspekte, die Anknüpfungspunkte für Kritik bieten; sei es ihre Formulierung der „Banalität des Bösen“ in bezug auf Eichmann, ihre Analysen über totalitäre Herrschaft oder ihr elitäres, politisches Konzept, welches sich an der griechischen Polis orientiert.

Der in Paris lebenden Psychoanalytikerin Julia Kristeva gelingt es, ein
sehr sachliches Porträt jener Denkerin zu zeichnen, in dem sowohl ihre
philosophischen Leistungen als auch ihre Schattenseiten ihren Platz
finden. Dabei präsentiert sie aber auch einen etwas anders gewichteten
Fokus auf die Philosophie Arendts. 

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Keine Zukunft war gestern

 thumb_keine_zukunft_war_gesternPiPaPunk

Das Kollektiv IG Dreck auf Papier hat in dem vorliegenden Buch den Versuch unternommen, die Geschichte(n) des Punks in Deutschland nachzuzeichnen. Anhand der Aussagen von (ehemaligen) Fanzinemachern, Musikern und anderen Aktivisten aus der Szene wird im ersten Teil chronologisch die Entwicklung nachgezeichnet, wobei u.a. Fabsi („Weser-Label“), Willi Wucher („Pöbel & Gesocks“) und Klaus N. Frick („Peter Punk“) zu Wort kommen. Dieser Abschnitt bietet einen sehr interessanten Einblick in die Entwicklung der Szene – und ist auch das Beste, was das Buch zu bieten hat.


Im Anschluß daran finden sich einzelne Essays und ein paar belanglose Interviews mit ehemaligen (und zum Teil noch aktiven) AktivistInnen.

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Topographien der Leere

thumb_topoleereSchreiben und Schrift

Im Zuge seiner Dissertation hat sich Stephan Braun der Frage nach den Topographien der Leere im Werke des Dichterphilosophen Friedrich Nietzsche gewidmet. Sein theoretisches Fundament zur Annäherung an jene Thematik, die er in dem Aspekt „Schreiben und Schrift“ verortet, basiert auf den Arbeiten von den beiden französischen Denkern Roland Barthes und Gilles Deleuze. Er balanciert dabei geschickt zwischen den Disziplinen der Philosophie und der Literaturwissenschaft.

Der Schrift kommt dabei der Prozeß der Eroberung (und somit die Ausfüllung) der Leere zu; der Akt des Schreibens als Akt der Inbesitznahme ist dabei auch der Fokus von Brauns Studie. Durch diese Fokussierung ist eine topographische Bestimmung dieser
Leere überhaupt erst möglich. Über sechs Kapitel erschließt er den
Forschungsgegenstand programmatisch von unterschiedlichen Aspekten aus
– vom Akt („Schreiben der Schrift“) bis zur Tier-Metaphorik wie dem
„weißen Stier“, den er auch als den Prozeß des Schreibens decodiert.

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Jürgen Flimm wird Intendant der Staatsoper Unter den Linden

thumb_berlin_staatsoper_unter_den_linden_2003Große Namen unter Linden

Jürgen Flimm übernimmt zum 1. September 2010 die Leitung der Staatsoper Unter den Linden. Das gab der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, heute bekannt.
 
Der Intendantenvertrag von Jürgen Flimm hat eine Laufzeit von 5 Jahren und umfasst damit die 2010 beginnende Phase der Sanierung, die dreijährige Spielzeit in der Ersatzspielstätte Schiller Theater und die feierliche Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden zur Saison 2013/14. Jürgen Flimm wird der Staatsoper bereits ab 1. Januar 2009 beratend zur Verfügung stehen und gemeinsam mit dem derzeitigen kommissarischen Intendanten, Ronald H. Adler, die Zukunft des Hauses planen und mitgestalten.

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111 Gründe SM zu lieben

thumb_111gruendesmzuliebencoverherbst2008Wer will das lesen?

Das Jahr 2008 scheint das Jahr der BDSM und Swinger-Subkultur zu sein. Eine regelrechte Flut von überflüssigen Büchern, die meistens einen voyeuristischen Blick hinter die Kulissen versprechen, überschwemmte den Buchmarkt. Das neueste stammt aus der Feder von Cornelia Jönsson. Sie zählt in ihrem „Sachbuch“ 111 Gründe auf, warum man S/M gut finden kann – mir würde ein Argument reichen, um einen Verriss davon zu schreiben.

Die erste Frage, die sich bei der Lektüre stellt, lautet: Wer will das lesen? Streckenweise fühlt man sich versucht, dieses Buch in die lange Tradition der Bekenntnissliteratur einzuordnen, die mit Rousseau ihren Anfang nahmen und sich auch in der klassischen BDSM-Literatur von Sacher-Masoch über Sina Alin-Geißler und ihren Nachkommen findet. Es wirkt wie eine Rechtfertigung für das eigene Tun, was in der BDSM-Subkultur ja nicht unüblich ist. Andere Passagen wiederum erinnern an die Tupper-Party-Propaganda-Mentalität, die in der Szene vorherrscht. Smler neigen schliesslich dazu, sich häufig als etwas Elitäres zu verstehen.

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Ein Mann für die Akademie

thumb_bild183-r98911Akademie der Künste erwirbt wertvolle Ergänzung zum Heinrich-Mann-Archiv
 
Aus privater Hand erhielt die Akademie der Künste einen der Öffentlichkeit bisher nicht bekannten Teil des Nachlasses von Heinrich Mann. Nach dem Auffinden eines umfangreichen Teilnachlasses in Prag im Jahre 2002 schließen die jetzt aufgetauchten Dokumente weitere Lücken in der Heinrich-Mann-Forschung und geben Aufschlüsse über biographische Details. Das Konvolut umfasst zwei Manuskripte, 16 Briefe von Heinrich Mann und 91 an ihn gerichtete Briefe (u.a. von Alfred Döblin, Roger Martin du Gard, Thomas Mann, Ludwig Marcuse) sowie persönliche Dokumente und Fotos.
 
Am bedeutendsten sind 48 Briefe des französischen Germanisten Félix
Bertaux an Heinrich Mann aus den Jahren 1922 bis 1928. Die
Dokumentation des wohl wichtigsten geistigen Austausches, den Heinrich
Mann über 26 Jahre hindurch führte, wird damit signifikant erweitert.

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Frühling und so

thumb_fruehlingundsoanais1_158Badewannenstöpsel

Um den Debütroman „Frühling und so“ von Rebecca Martin als lesbar zu empfinden, muss man entweder im Alter von 13, 14 sein und noch mit hochrotem Kopf die Rubrik „Sex, Liebe und Zärtlichkeit“ in der Bravo lesen können, einen ausgeprägten Lolitafetisch für pubertierende Biester haben oder muss zumindest sich noch in einen solchen Zustand zurückversetzen können. Bei mir trifft leider nichts davon zu.

Seicht – lediglich von einigen belustigenden Stilblüten unterbrochen („Der Sex ist wie der Badewannstöpsel, um alle Lust wieder entweichen zu lassen.“, S. 108 ) – plätschert die Geschichte von ihrer Protagonistin Raquel daher – zwischen Yogitee, gelegentlichem Sex und harmlosen Teenieparties. Sie berichtet oberflächlich über ihre erste Liebe, den ersten sexuellen Kontakt und sehr ausführlich über ihre kulinarischen Vorlieben. „Ich weiss nicht, wonach ich suche. Aaron hält meinen Kopf in seinen beiden Händen, stöhnt leise. Ich blase ihm einen, mein Kiefer schmerzt, und ich frage mich, was ich überhaupt hier unten suche.“ (S. 151). Solche Passagen sind weder besonders erotisch, noch besitzen sie in der heutigen Zeit einen schockierenden Aspekt.

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Ist Europa noch zu retten?

thumb_1euro_2007Ablehnung ist nicht undemokratisch

Nicht nur in nationalistischen und chauvinistischen Kreisen mehren sich die Stimmen, die Europa ablehnen. Auch unbestritten aufrechte Demokraten lehnen es in seiner jetzigen Verfasstheit ab, halten Europa, wie es ist,  für eine Idee des Kalten Krieges und bezweifeln die Demokratiefähigkeit der Gemeinschaft. Kann man Nationalisten und Chauvinisten noch in die Ecke stellen, in die menschenverachtende Ideologien dieser Art gehören, so wird es bei linksliberalen und radikalen Demokraten schon schwieriger, die Argumente vom Tisch zu wischen.
Die Ablehnung der „europäischen Verfassung“ durch die irischen Bevölkerung macht deutlich, dass es offenbar Vorbehalte gegen den Vereinigungsprozess gibt. Und die Ablehnung wurde maßgeblich von demokratischen Parteien und Organisationen getragen.

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Kultur Macht Sinn

thumb_kulturmachtsinnGut verständlich

Die Arbeit „Kultur Macht Sinn“ von Prof. Dr. Max Fuchs, der amtierende Vorsitzende des Deutschen Kulturrates, füllt eine Lücke im Bereich der Kulturpolitik und -pädagogik – nämlich die einer gut verständlichen und breitgefächerten Einführung in die Kulturtheorie.

Anhand von zehn Kapiteln nähert er sich der Kulturtheorie anhand des Kulturbegriffes, in denen er die wichtigsten Zugänge zum Kulturdiskurs unterschiedlicher Disziplinen (Cultural Studies, Soziologie, politische Philosophie u.a.) unter dem Fokus der jeweiligen Bedeutung für Kulturpädagogik und –politik, die sich interdisziplinär aus diesen Disziplinen speisen, beleuchtet.

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Das Vampirbuch

thumb_vampirbuchFakten zu Spitzzahnern

Der Buchmarkt ist überflutet von Büchern über Vampire – von literarischen Texten bis hin zu (pseudo-)wissenschaftlichen Traktaten. Ungebrochen erscheint der Mythos, des blutsaugenden Wiedergängers und seiner Gefährten. Aus der Masse von Veröffentlichungen über den Thema Vampirmythos sticht die von Ditte und Giovanni Bandini geschriebene Studie heraus.

Nüchtern und zugleich aber sehr flüssig geschrieben beleuchten sie unterschiedliche Mythen, die im Zusammenhang mit der Gestalt des Vampirs stehen, und deren Wandel. Dabei beweisen sie den Blick für das Wesentliche und überfrachten den Leser nicht mit Fakten, zeigen aber eine Reihe von Zusammenhängen auf – sei es der Mythos vom Blut (Stichwort „Blutbrüderschaft“, christlicher Mythos vom Blut Christi, volkstümlicher Glauben) oder die Verwandtschaft zu anderen Fabelwesen (Feen, Hexen Werwölfen).

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Fatal ist mir das Lumpenpack,
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau,
mit allen seinen Geschwüren.

Heinrich Heine
Wintermärchen, 1844

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