Autor: Redaktion

Chaos

thumb_dowiechaoscoverRock’n’Roll aus der Kommune

Der Versuch, Subkulturen in Romanen adäquat abzubilden bzw. sie in einen Roman gekonnt einzubinden, ist in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. Entweder ist der / dieAutorIn selber durch seine Zugehörigkeit zu dieser oder jener Subkultur zu tief in der Materie drin oder die Betrachtung entblößt sehr schnell die Unkenntnisse. Eine weitere Kategorie von Romanen umschifft diesen Problemkontext, indem bewußt mit Klischees gespielt wird.

Zu dieser Kategorie gehört auch der Debütroman „Chaos“ von der englischen Schauspielerin und Regisseurin Claire Dowie. Den Rahmen für ihren Roman bildet eine wilde 70er Jahre Hippiekommune, in der sich das Leben um Biogemüse, (pseudo)freie Liebe und Drogenkonsum dreht. In dieser Kommune wächst ihr Protagonist „Chaos“ auf, der mit seiner Band zum Weltstar aufsteigt und tragisch bei einem Autounfall ums Leben kommt. Ein Plot aus dem sich etwas machen liesse, den aber Claire Dowie leider verschenkt.

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Das Bildungsprivileg

preisendoeferDas Bildungsprivileg – Warum Chancengleichheit unerwünscht ist

Bruno Preisendörfer

 

Bruno Preisendörfer hat dem "Das Bildungsprivileg" ein Buch geschrieben, welches nicht nur auf die Schreibtische der Bildungspolitiker, sondern auch in die Hände, der von ihnen Betroffenen gehört: Den Schülern, Eltern, Lehrern. Der Band, dessen Preis von 16,95 Euro eine gut angelegte Investition ist, ist faktenreich und in hohem Maße fundiert.

Dabei ist das Buch nicht trocken geschrieben. Durch den persönlichen Bezug – Preisendörfer ist, wie ich auch 1957 geboren -, zur Entwicklung von Bildung und Schule in der BRD, den der Autor nicht zu oft und nicht zu selten bildet, liest sich "Das Bildungsprivileg" ohne Langeweile.

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Herr Lehmann

thumb_lehmannHerr Lehmann goes Ear


Eine schöne Hör-CD vom Hörverlag

von Leander Sukov 

Herrn Lehmann brauche ich nicht vorzustellen. Das Buch war auf den Bestseller-Listen. Nur zur Erinnung: In Kreuzberg altert Herr Lehmann auf seinen dreißigsten Geburtstag zu. Lehmann ist aus Bremen und ganz Kreuzberg ist voll mit Schwaben und Menschen aus anderen, nicht berlinerischen Regionen. Der Dreißigste ist fatal für Lehmann, der gar nicht "runden" will und im Kreis seiner Freunde geschehen verwirrende Dinge, die non-chalant erzählt werden. Das Buch hatte sich einen Platz auf den Bestseller-Listen verdient. Die Hör-CD tut es auch.

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Rudi und Ulrike

thumb_ruulrDem Götz das Ärschle zeigen

Jutta Ditfurth: Rudi und Ulrike

Jutta Ditfurth hat ein notwendiges und wichtiges Buch geschreiben; eines, welches ich ausgesprochen gerne empfehle. Und zwar all jenen Vertretern des Anti-68ger-Revisionismus' ebenso, wie denen unter uns, die sich – wie ich – die Platze ärgern über Geschichtsklitterung und Oberflächlichkeit.Ditfurth schreibt fundiert. Was sie schreibt, belegt sie. Und dieses Buch, welches sich vordergründig um die Freundschaft zwischen Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof dreht, eröffnet den Blick in eine BRD- und Westberlin-Wirklichkeit, die mit ihren postfaschistischen Erscheinungsformen ins Vergessen geschrieben werden soll, von einer adenauernden Mischpoke von rückwärtsgewandten Wendehälsen, die den Kohl noch einmal aufmerkeln wollen, den wir gottlob zwar noch als Erscheinungsform gegenwärtiger Politik und Moral am Hals haben, aber wenigstens nicht mehr auf dem Sessel der ausführenden Macht.

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Schwule Nazis

thumb_schwulenazisSchwule Nazis
Ein widersprüchliches Thema


In seinem ersten Buch versucht der Autor Markus Bernhardt das Verhältnis zwischen Neofaschismus und männlicher Homosexualität darzustellen und zu dokumentieren. Ein widersprüchliches wie auch heikles Thema. Schwule waren und sind Opfer, sie gehören zu den Opfergruppen des Faschismus und von Neofaschisten.

Aber sie sind es nicht nur. Sowohl im historischen deutschen Faschismus, Stichwort Ernst Röhm, als auch in der gegenwärtigen Neonazi-Szene finden sich aktive Schwule, und der Hang zum Fetisch "NS-Symbole" innerhalb von Teilen der schwulen Szene scheint nicht immer "nur" sexuell motiviert zu sein. Das alles findet nicht im luftleeren Raum statt. Auch innerhalb der schwulen Szene, insbesondere bei Medien und Verbandsfunktionären, ist nach der Phase der Entpolitisierung nunmehr ein verstärkter Rechtsruck zu beobachten, rassistische Vorurteile und Minderheitenfeindlichkeit sind auch hier zu finden.

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Maurice Blanchot

thumb_blanchotMaurice Blanchot: Die uneingestandene Gemeinschaft.

Mit einem Nachwort von Gerd Bergfleth

In Deutschland ist der französische Literat und Philosoph Maurice Blanchot (1907-2003) bislang kaum außerhalb des akademischen Kontextes rezepiert worden. In Frankreich zählt er zu den größten Denkern des Landes, dessen Einfluß auf Denker wie Jean-Luc Nancy, Michel Foucault, Jacques Derrida und Gilles Deleuze maßgeblich war. Die vorliegende Schrift „Die uneingestandene Gemeinschaft“ ist erstmals 1983 in Frankreich erschienen und liegt nun auch endlich in deutscher Sprache vor.

Sein Essay gliedert sich in zwei Teile  – „Die negative Gemeinschaft“ und „Die Gemeinschaft der Liebenden“. Der erste Teil seiner Arbeit bezieht sich auf Jean-Luc Nancys „Die undarstellbare Gemeinschaft“ (Edition Patricia Schwarz Stuttgart 1988) – und der zweite Teil bezieht sich auf Marguerite Duras‘ „Die Krankheit Tod“ (Fischer Verlag, Frankfurt / M. 1985).

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In Leder gebunden

thumb_548_0In Leder gebunden
"SM in der Weltliteratur"

Großspurig erklärt Arne Hoffmann in seiner Studie „In Leder gebunden. SM in der Weltliteratur“ als Ziel der Arbeit einen Baustein für eine sadomasochistische Literaturtheorie – äquivalent zu einer homosexuellen – beisteuern zu wollen. Leider bleibt es bei der hochtrabenden Willensbekundung, da der Rest seine Studie sich weitestgehend als eine Zusammenstellung von Textauszügen vom Minnesang des Mittelalters bis modernen SM-Romanen handelt, auf die er durch zwei literaturwissenschaftliche Aufsätze gestossen ist und die er auch nur sehr oberflächlich kommentiert – statt sie zu analysieren. Neben den klassischen Autoren des Metiers wie Marquis de Sade und Sacher-Masoch finden sich so z.B. Frank Wedekind und Franz Kafka.

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Robert Halbach: Der Rebell Anarchik

articlesRobert Halbach: Der Rebell Anarchik!


Weshalb schwingen die Anarchisten eine schwarze Fahne?

„In tiefer Nacht, wenn das Licht der Laternen die dunklen Winkel nicht mehr erreicht, und die Fassaden lange Schatten werfen, gehen mysteriöse, schreckliche Dinge vor. Durch die schlafende Stadt huschen schwarzgekleidete Gestalten mit tief in die fanatischen Fratzen gezogenen Schlapphüten und dämonischen Sturmhauben. Sie unterminieren das friedliche Gemeinwesen, verstecken gefährliches Material und schreiben ihr schwarzes Menetekel an die Mauern.

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SechsSechsSechs

thumb_kramer01_001SechsSechsSechs … 

Eine wahrhafte Schnapsidee hat den Berliner Anarcho-Verleger vor ein paar Jahren in einer Kneipe im Wendland gepackt – die Erforschung des Hintergrundes der legendenumwobenen Zahl „666“ – der mystischen Zahl des Teufels. So besangen bereits die Heavy Metal-Recken von Iron Maiden die Zahl auf ihrem Album „The number of the beast“.

In seiner schnodderig liebenswürdigen Art und Weise hat sich Bernd
Kramer auf die Suche nach dem Hintergrund begeben, die Bibel („Die
Offenbarung des Johannes“) gewälzt, seine Bekannten genervt und
Theologen befragt, was es mit dieser Zahl und ihrem Mythos auf sich
hat. 

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Berlin für Arme

berlinarmeBernd und Luise Wagner


Berlin für Arme

Bernd und Luise Wagner haben ein Buch
geschrieben, welches gleich drei wichtige Pluspunkte auf sich
vereinigen kann: Es ist nützlich (jedenfalls wenn man arm ist), es
ist mit leichter Hand und viel Sprachverständnis geschrieben (macht
also schriftstellerisch seinen Autoren alle Ehre) und es ist
liebenswert (was bei mir bedeutet, dass es auf alle erhobenen
Zeigefinger verzichtet, die denkbar wären).

Worum geht es? Es ist ein Leitfaden zum
Erhalt der persönlichen Würde von Hartz-IV-Opfern und anderen
Verarmten. Es ist also ein Buch, welches in der gegen- und
widerwärtigen Bundesrepublik Deutschland einen hohen Stellungswert
haben sollte. Meine Rezension soll das ihre dazu beitragen, seiner,
des Buches, Verbreitung zu dienen. 

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Hecken: Theorien der Populärkultur

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Thomas Hecken:


Theorien
der Populärkultur.


Dreißig Positionen von Schiller bis zu den
Cultural Studies

Der Begriff „Pop“
ist seit Ende der 70er Jahre ein mehr oder weniger schwammiger
Allerweltsbegriff geworden, der alles und nichts aussagt. Der Hype
des Begriffes war und ist unüberschaubar. Das Präfix „Pop“
mußte seitdem für die unterschiedlichsten Bereiche herhalten –
auf einmal gab es einen Forschungszweig zu „Pop-Theorie“, der von
(ehemaligen) Spex-Journalisten als ein neuer geístiger Spielplatz
erobert wurde, und in den 90ern mutierte selbst die an traditioneller
autonomen Politik orientierte Antifa zu einer „Pop-Antifa“ –
statt schwarz-weißer Plakate leuchteten einem auf einmal die
Demoaufrufe in knalligen Neonfarben im Stadtbild entgegen. 

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Otto A. Böhmer: Joseph von Eichendorff

thumb_joseph_eichendorffOtto A. Böhmer:

Joseph
von Eichendorff & Friedrich Nietzsche

Der promovierte
Literaturwissenschaftler und ehemalige Lektor des Brockhaus Verlages
Otto A. Böhmer ist seit ein paar Jahren damit beschäftigt, bekannte
deutsche Autoren in Form von biographischen Essays einem breiten
Publikum zugänglich zu machen. Das Repertoire reicht von Heinrich
Heine und Arthur Schopenhauer über Goethe und Schiller bis hin zur
Annäherung an Joseph von Eichendorff. Der im vergangenen Jahr
publizierte Essay über Eichendorff ist ein sehr flüssig geschrieben
und stark an seinem poetischen Werk orientiert, das Böhmer immer
wieder geschickt in seinen Text integriert.

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19 Minuten

978-3-86717-252-3_picoult_19minutenJodi Picoult: 19 Minuten

Ein Gesellenstück mit wenigen Fehlern

 

Wichtig bei einer Hör-CD ist nur, was gelesen wird, sondern in gleichem Maße, wie gelesen wird. Und ich darf Ihnen versichern: Ich kenne grausame und grauslige Leser, die jedes, noch so gute Buch, zu Grunde lesen. Aber die, welche dieses Buch eingelesen haben, sind nicht von der Sorte der Eliminatoren. Nein ganz im Gegenteil. Katharina Wackernagel, Tom Schilling, Rosalie Thomas, Ulrike Hübschmann, Bernhard Schütz und Oliver Brod hätte ich mir schon oft als jene gewünscht, die mir Literatur aufsagen.

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Fatal ist mir das Lumpenpack,
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau,
mit allen seinen Geschwüren.

Heinrich Heine
Wintermärchen, 1844

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