Autor: Redaktion

Der spanische Bürgerkrieg

thumb_grahamSalopper Umgang

Aus einer feministischen Perspektive hat die Historikerin Helen Graham den Versuch unternommen, eine Einführung in die Thematik des spanischen Bürgerkrieges zu schreiben. Sie sticht aufgrund ihrer Perspektive positiv aus der  Masse von meist aus männlicher Perspektive verfaßten Arbeiten zu jener Thematik heraus.

Dies zeigt sich in ihrer Fokussierung auf Minderheiten im spanischen Bürgerkrieg und befördert z.T. sehr spannende Fakten zu Tage – z.B. über die afro-amerikanische Führung des Bataillions der Internationalen Brigaden.

Für Neulinge auf dem Gebiet, an die sich dieses Buch richtet, sind solche Fakten allerdings eher irrelevant. Ebenso sind viele Aspekte, die im Kontext des Bürgerkrieges genannt werden müßten, bei ihr weggefallen.

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Gestrandet

thumb_gestrandetDie Traurigkeit des armen Lebens

Youssouf Amine Elalamy hat ein Buch geschrieben, dessen Sprache – zumindest in der deutschen Übersetzung – gewöhnungsbedürftig ist, wie auch die Art der mosaikartigen Darstellung. Beides jedoch tut dem Lesen keinen Abbruch. Auch, wenn von „Genuss“ zu sprechen dem Inhalt des Buches Unrecht täte. Denn Genuss soll nicht aufkommen. Das Buch eignet sich nicht für gemütliche Leseabende im Ohrensessel bei Rotwein und Käse. Das Buch ist nicht für die Wohnzimmer der allgegenwärtigen Studienratskaste geschrieben. Es ist ein hartes Buch, brutal manchmal, wirklich, und die Wörter brennen.


Zurecht ist es mit dem Prix Grand Atlas Maroc ausgezeichnet; zurecht loben es die Kollegen vom Le Nouvel Observateur. Denn es ist nicht nur ein durchweg literarisches Buch, sondern auch ein wichtiges.

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Der König von Mexico

thumb_mexicowimmerStefan Wimmer: Die Neo-Beatgeneration

Stefan Wimmer ist ein Lichtblick in der Literatur. Und ich nehme absichtlich keine regionale Abgrenzung vor, denn Wimmer gehört, wenn er die Kraft, den Aufbau und die Lockerheit seines Romanes „König von Mexico“ auch bei kommenden Werken beibehält., auch international zur ersten Garnitur. 

„König von Mexico“ ist ohne Frage der Roman einer neuen Beatgeneration und steht tatsächlich in guter Tradition zu William S. Burroughs mehr noch aber zu Jack Kerouac. Und in der Tat ist auch der „König“ on the road.

Der König säuft, kokst und vögelt sich durch Mexico, er versickert verzweifelt in deutschen Redaktionsstuben, er spricht mit seinem Duschkopf (und selten habe ich die Wirkung von halluzinogenen Pilzen so schön beschrieben gelesen) und kulminiert seinen Roman in einen ebenso hinterhältigen, wie wunderbaren Schluss. Dabei gelingt es ihm, seinen Protagonisten vielschichtig zu charakterisieren und auch die anderen Personen, welche diesen auf seinem Weg begleiten, sind nicht nur gut durchgezeichnet, sondern beginnen zu leben.

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Parousia. Angekommen in der Freiheit

thumb_oppohansenFreiheitsphilosophie vom Stammtisch

Lesern der kleinen individualanarchistischen Zeitschrift „Espero“ ist der Name des Autors Karl-August Hansen mittlerweile ein Begriff. Unermüdlich predigt der knapp 80jährige Liberale für seine politischen Ideale, die sich auch in den Zielen der Föderalistischen Partei Deutschlands (http://www.foedpd.de/) und seiner Nähe zur marktradikalen Ideologie des anarchokapitalismus wiederfinden.

In seinem Roman „Parousia. Angekommen in der Freiheit“ versucht er diese Ideale in literarischer Form zu verbreiten. In einen langweiligen Plot einer platten Liebesgeschichte eines friesischen Jungen und einer Kurdin, die sich durch eine Anreihung von Plattheiten auszeichnet, versucht er in Form der Dialoge seiner Protagonisten seine Gedanken über die ungeheure Höhe von Steuern, der Staatskritik und des Föderalismus zu vermitteln.

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Tolstoi: Dichter, Christ, Anarchist

thumb_leo_tolstoy_1887Keine Würze in der Kürze

Ulrich Klemm hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder durch seine unermüdliche Forschung zu anarchistischen Pädagogikkonzepten – u.a. auch dem Leo Tolstois einen Namen gemacht.

An seinen Texten kommt man nicht vorbei, wenn man sich als deutschsprachiger Rezipient mit jenem Thema beschäftigt – und von den Texten war ich auch immer eine solide und gut recherchierte Aufarbeitung gewöhnt. Die vorliegende Broschüre enttäuscht daher um so mehr.

In acht Kapiteln (sechs davon mit einem konkreten Schwerpunkt) wird
Tolstoi nur schlaglichtartig mit ein paar Impulsen für eine
weitergehende eigene Beschäftigung "auf bereitet". Die sprichwörtliche
Würze der Kürze kommt dabei leider nicht zum tragen. So besteht das
Kapitel über "Tolstoi als Visionär" aus nicht mehr als 25 Zeilen (!). 

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Wanderer, kommst Du nach Kapfenberg

eulit_logoReib! Eisen! Reibeisen.

Ich möchte Sie auf einen Literaturverein hinweisen, der ganz merkwürdiger Weise fast unbekannt ist. Und dabei hätte er es verdient, nicht nur in der österreichischen Presse jenen Wiederhall zu finden, den er verdient.

Europa-Literaturkreis Kapfenberg nennt sich er sich. Kapfenberg ist eine kleine Stadt in der Steiermark, ca. einhundertvierzig Kilometer von Wien entfernt. Und in Kapfenberg gibt es eben diesen Kreis von Menschen, die sich um Literatur mühen und bemühen, sie befördern und doch nicht erwähnt werden. Was ist da los?

Ich habe keine Ahnung. Denn es gibt keinen Grund dafür, den Europa-Literaturkreis nicht zu würdigen. Was sie machen, machen sie gut. Und das will schon etwas heißen in einer Zeit, wo allenthalben gekürzt und gestrichen wird.

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Sexualität, Identität und Macht bei Michel Foucault

thumb_faucaultDas Spiel der Lüste

Das dreibändige Werk „Sexualität und Wahrheit“ des französischen Philosophen Michel Foucault (1926-1984) ist bereits seit ein paar Jahren für die deutsche Linke ein Standardwerk – für viele linke Geistes- und Sozialwissenschaftler gehört deshalb auch eine Abschlußarbeit an der Universität über Foucault mittlerweile zum guten Ton.

Im Mittelpunkt der Foucaultschen Untersuchung der Sexualität steht das Verhältnis von Sexualität, Identität und Macht, wobei er die Sexualität und Erotik mit spieltheoretischen Implikationen versuchte zu fassen. Diese Fragestellung bildet auch für den vorliegenden Sammelband der rote Faden, anhand dem sich fünf AutorInnen mit Teilaspekten seiner Philosophie auseinandersetzen und Kernbegriffe und Überlegungen aus „Sexualität und Wahrheit“ aufgreifen.

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Alban Nikolai Herbst

thumb_herbst_alban_nikolai_4Die Meere der Neuen Moderne

Um es gleich am Anfang dieses viel zu kurzen Artikels zuzugeben: Ich glaube nicht daran, dass es die Postmoderne gibt. Ich glaube auch nicht an Gespenstererscheinungen, Verschwörungstheorien oder die Endgültigkeit des Kapitalismus. Ich bin ein Optimist. Selbstverständlich ist mir bekannt, dass es in Malerei, Literatur, Philosophie und sogar in den Naturwissenschaften die Eigenbezeichnung „Postmoderne“ in einer geradezu unfassbaren Vielzahl von vernünftigen und unvernünftigen Ansätzen gibt. Manche sind recht lustig, andere eher ärgerlich. Mir erscheint der Begriff „Postmoderne“ eine Übernahme populär-musikalischer Unvernunft in die Wissenschaft und in andere künstlerische Genres zu sein: Der manische Zwang zur Aufteilung.

 

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Interventionen: Haben und Nichthaben

thumb_582choms_150Chomsky im Doppelpack

Der am MIT lehrende Linguistikprofessor Noam Chomsky gilt seit mehreren Jahrzehnten  mittlerweile als das Flaggschiff der linken, intellektuellen Opposition in den USA, der sich seit den Tagen des Vietnamkrieges immer wieder kritisch zur Lage äußert. Tariq Ali verglich ihn daher im Vorwort zu „Interventionen“ nicht umsonst mit dem britischen Philosophen Bertrand Russel, der ebenso wie er seine Kritik den Politiker ohne falsche Scham ins Gesicht sagte und für Chomsky auch eine wichtige Inspirationsquelle darstellt. Im Gegensatz zu Russel wählt Noam Chomsky vor allem die journalistische Form der Kolumne oder Glosse, um seine Kritik auszudrücken.

Im Zentrum stehen dabei in den vergangenen Jahren vor allem die amerikanische Außenpolitik – vor allem gegenüber Lateinamerika, Israel und dem Irak.

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Spieler wie wir

thumb_spielerwiewiranais2Geschickt integriert

Ein großer Teil moderner sadomasochistischer Literatur krankt daran, daß die Autoren (meist sind es Männer) entweder ihre letzte Session nacherzählen oder sich zu mehr oder weniger stark abgewandelten Adoptionen des Klassikers „Geschichte der O“ hinreißen lassen.

Diese Fettnäpfchen umgeht die Autorin Cornelia geschickt. Integriert in einen alltäglichen Plot des Berliner Studentenlebens integriert erzählt die Autorin Cornelia Jönsson in ihrem Debütroman „Spieler wie wir“, der den Auftakt einer Trilogie darstellt, die Geschichte von Paula und Franzi, die in einer gemeinsamen WG in Berlin wohnen und gerade beginnen, ihre sexuellen Vorlieben zu entdecken. Dabei entwirft Jönsson eine komplizierte Dreiecks-Beziehung – ihre Protagonistin unterwirft sich Paula Ann, deren Freund eifersüchtig wird und die auf eine ungesunde Basis hinausläuft.

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Anarchismus und Fiktion

thumb_seyferth1Die Bedeutung utopischen Denkens

Die amerikanische Schriftstellerin Ursula K. Le Guin läßt sich ohne weiteres als die Grande Dame des SF-Romans titulieren. Für ihre Romane und Erzählungen, die nicht nur unter den eingefleischten Fans des Genres verbreitet sind, hat sie bereits eine Reihe von Auszeichnungen erhalten. Der Politikwissenschaftler Peter Seyferth hat die politische Philosophie, die in ihren Romanen eine bedeutende Rolle spielt, unter dem Aspekt der Zugehörigkeit zum Genre der Utopie untersucht. Dabei bilden der Anarchismus – vorrangig der Bezug auf Peter Kropotkin und Paul Goodman, der Feminismus und die philosophische Ebene des Taoismus die Grundlage, aus der sich die Gesellschaftsutopien der Autorin speisen, wie er in seiner Arbeit stringent aufzeigt.

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Die Unruhestifter

thumb_fau.200pxFAU. Die ersten 30 Jahre.
 
Das Lesebuch zu den ersten 30 Jahren der FAU (1977-2007)
 
Als im Jahre 2004 eine Welle von Montagsdemonstrationen gegen die sogenannte Agenda 2010 und die unsozialen Hartz-Gesetze die Republik aufrüttelte, war in den bürgerlichen Massenmedien immer wieder von einer Organisation die Rede, die angeblich »Unfrieden stiften« würde. Der Name dieser Unruhestifter lautete: FAU. Was verbirgt sich hinter diesen drei Buchstaben?
 
Ganz einfach eine wenig bekannte und kleine Basisgewerkschaft, deren Geschichte und Gegenwart in diesem Buch kenntnisreich und illustriert dargestellt wird: Was 1977 unter dem Namen Initiative Freie Arbeiter Union (I-FAU) als verwegenes, ja fast aussichtsloses Unterfangen begann, entwickelte sich in der Folge zur einzigen libertären Organisation in der BRD, die heute noch bundesweit aktiv ist.

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Paradise lost

thumb_487px-william_blake_005Das verlorene Paradies

Neu aufgelegt hat der Reclam-Verlag "Paradise Lost" von John Milton. Es ist die kongeniale Übersetzung Hans Heinrich Meiers aus dem Jahre 1968. Sie bewegt sich, mehr als die anderen mir bekannten Übertragungen, am Versmaß Miltons mit einer gradiosen Leichtigkeit, bedarf keiner dichterischen Knüppeleien, sondern bringt den heroischen englischen Vers auch dem deutschsprachigen Leser ohne Verdrehungen und Fehler nahe.

Miltons Verlorenes Paradies ist ein Werk von, nicht nur, literaturhistorischem Gewicht. Wie kaum eine andere abendländische Großdichtung der Neuzeit, hat es auf vielen Ebenen epochemachend gewirkt. Ihre philosophisch-religiösen Sichten waren dabei von ebensolcher Durchschlagskraft, wie ihre, wenn man so will, vers-politische.

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Der Harem.

thumb_harembuchVerklärte Bilder wilder Orgien

Seit jeher beflügelt die (europäische) Vorstellung vom orientalischen Harem die erotischen Phantasien von Schriftstellern. Vor dem innere Augen des unbedarften europäischen Mannes tauchen Bilder von wilden Orgien, die immer wieder in der erotischen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts ihren Widerhall finden, und sinnliche Liebesaffären auf.
Der promovierte Literaturwissenschaftler und Autor Peter Prange und die promovierte Orientalistin Agnes Imhof haben sich dem Mythos des Harems über eine Auswahl von Literatur angenähert. 16 Auszüge aus Erzählungen, die jeweils von Agnes Imhof mit einer Einleitung versehen wurden, finden sich in dem Sammelband und verdeutlichen die Bandbreite zwischen romantisch-verklärter Sicht des Harems und der ins pornographisch  abzugleiten drohenden männlichen Phantasie.

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Happy Bissday

thumb_21096Postmoderne Vampire

Seit den 70er Jahren hat die postmoderne Beliebigkeit auch im Vampir-Genre ausgebreitet – nicht unbedingt zur Freude von Fans des klassischen Genres. Beim gemeinsamen Kampf von Vampiren und Menschen gegen das Böse oder die Anreicherung des Plots durch die Einbeziehung anderer Fantasie- und Märchengestalten kann man als traditioneller Fan nur mit dem Kopf schütteln. Auch in der vorliegenden Sammlung „Happy Bissday“, in der sich Autoren Stories rund um die Verbindung von Vampirismus und Geburtstagen, d.h. letztendlich eine Verbindung der Pole „Leben“ und „Tod“.

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Klassenkampf: amerikanisch

cover_crossing-webCrossing the Border

Das gemeinsame Werk von Justin Akers
Chacón und Mike Davis thematisiert die Migration – im zweiten Teil
explizit die lateinamerikanische Migration am Beispiel Mexiko – und
deren Zusammenhang mit dem Klassenkampf. Dabei richtet sich der Fokus
des marxistischen Soziologen Mike Davis auf die Gewalt, die sowohl
von privater als auch staatlich institutioneller Seite gegen die
MigranntInnen ausgeübt wurde (z.B. die Pinkteron Agentur, Ku Klux
Klan) und zeichnet die unterschiedlichen Wellen dieser Gewalt nach.

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Sex sells

thumb_7124570_7124570_xlSchlüpfrig

„Sex sells…“ ist eine alte und
bewährte Weisheit. Der Markt ist mittlerweile voll mit z.T.
schlüpfrigen oder sich seriös gebärdenden Ratgebern für besseren
Sex allein, zu zweit, zu dritt.. Gern gesehen werden in den letzten
Jahren auch die Ratgeber für sexuelle Subkulturen jenseits der
heteronormativen Blümchensexualität – Swinger, BDSMler und
Cybersex sind der derzeitige Hype, von dem wohl auch Sabine und Wolf
Deunan hoffen zu profitieren. Ihr Machwerk „Ein bisschen härter
ist viel besser“, was vom verlag auch noch als „Das ultimative
Einsteigerbuch für Paare!“ beworben wird, richtet sich an Pärchen,
die sich zum ersten Mal an das Thema BDSM heranwagen. Dabei
verspricht das Inhaltsverzeichnis einen praxisnahes Einsteigerbuch
mit grundlegenden Informationen von Standardknoten für’s Bondage,
Spanking-Tipps und Hinweise über Rollenspiele.

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Jüdische Kultur

thumb_m-01452-covergross-20080228-121354Jüdische Hochschullehrer 1870 – 1924

Andreas D. Ebert, Direktor der Klinikfür Gynäkologie und Geburtsmedizin des Vivantes Humboldt-Klinikums in Berlin, hat mit der vorliegenden Studie einen wichtigen Beitrag für die Erforschung deutscher Universitätsgeschichte geleistet. Anhand einer quantitativen Untersuchung des Anteils von jüdischen Hochschullehrern (d.h.: Privatdozenten, Extrordinarien und Professoren) in den drei klassischen, weltlichen Fakultäten – Medizin, Philosophie und Jura – zeichnet er indirekt auch eine Entwicklung des deutschen Antisemitismus nach.

 Seine Studie liefert mit ihren Ergebnissen interessante Anknüpfungspunkte für eine nähere Erforschung einzelner Universitätsstädte und des Antisemitismus ihres Hochschullehrerkollegs. Dabei dienen ihm auch die Relation zum jüdischen Bevölkerungsanteil sowie die Relationen der Vertreter der christlichen Konfessionen eine Bezugsgröße.

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Bück Dich, hier kommt die Kunst

thumb_henry_rollins_microphoneHenry Rollins: Eye Scream

Henry Rollins dürfte den meisten als Crossover-Musiker bekannt sein. Dabei sind seine literarischen Werke nicht weniger beachtenswert, als seine musikalischen. Eye Screem ist ein Buch, welches aus eine Reihe kurzer Sequenzen besteht und ohne Frage von einer ganz unglaublichen Intensität ist.

Ich empfinde bei Rollins eine große Nähe zur Beat-Generation. Seine klare, direkte und manchmal brutale Sprache schaffen eine Einheit mit dem Beschriebenen. Nie wirkt die Sprache künstlich, unpassend oder aufgesetzt. Eye Screem liest sich schnell, trotz seiner gewichtigen Inhalte. Es liest sich schnell, weil es einem nichts vormacht. Es ist, bei aller Strapaziertheit des Wortes, authentisch. Ein solches Erlebnis von anderer Sprache jenseits der bildungstümelnden, hatte ich zuletzt, als ich mit sechzehn oder siebzehn das erste Mal ein Buch von Bukowski in den Händen hielt: Kraftvoll, boshaft, liebend, zerstörend und zerstört – alles zu gleich.

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Sexunddreißig Klassiker

thumb_vdfelde-abneigng-0294Klassiker der Sexualwissenschaft

Der Kulturwissenschaftler und freie Publizist Pascal Pfitzenmaier hat für das Projekt Gutenberg unter wissenschaftlicher Beratung von PD Dr. med. Peer Briken eine Zusammenstellung von 36 Klassikern der Sexualwissenschaft erstellt und minimal editiert. Eine sehr löbliche Angelegenheit, da viele Titel in den gängigen Bibliotheken häufig mit dem Vermerk „Kriegsverlust möglich“ im jeweiligen Katalog auftauchen.

 Ausgehend von der 1886 erstmals publizierten „Psychopathia Sexualis“ über Alfred Adlers „Das Problem der Homosexualität“ bis hin zu van Veldes „Triologie über das eheliche Glück“ reicht die Sammlung, die er in vier Bereiche: Anfänge der Sexualwissenschaft, Entfaltung der Sexualwissenschaft, Sexualität und Fremde sowie Ehe- und Sexualratgeber – einteilt. Neben den Faksimiles der Texte finden sich kurze Inhaltsangaben und eine sehr oberflächliche Einleitung in die Thematik auf der DVD. So wichtig und löblich das Projekt ist, so schnell stößt es aber auch an seine Grenzen.

Das auf den ersten Blick so umfangreich erscheinende Archiv zeigt
für den Kenner bereits nach kurzem Betrachten erhebliche Lücken – z.B.
fehlt Iwan Blochs Studie über das Sexualleben der Engländer u.a.
relevante Texte.

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Der Beginn einer Epoche

573epoch_150Die Situationistische Internationale

Der libertäre Hamburger Verlag hat bereits in den Anfangsjahren seines Bestehens sich durch die Herausgabe der Texte der Situationisten Internationale bemüht und nun in einer Sonderausgabe anläßlich des 40. Jahrestages des Pariser Mais von 1968 eine Auswahl der Texte noch einmal aufgelegt, die zwischen 1958 und 1969 publiziert worden, und die Übersetzungen leicht überarbeitet haben. Es handelt sich um Texte aus den zwei Episoden des Bestehens jener Gruppe, die wie die englische Tageszeitung Times schrieb, „die erste revolutionäre Bewegung des Massenmedien-Zeitalters war“, – sowohl aus der ersten Episode, in der sich die Situationisten vorrangig als eine kultur- und künstlerisch-revolutionäre Bewegung (z.B. mit ihrer Kritik des Urbanismus) verstanden hat, und der politisierten Phase, in der die Gruppe sich u.a. über den 6 Tage-Krieg und den Algerienkrieg äußerte.

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Fatal ist mir das Lumpenpack,
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau,
mit allen seinen Geschwüren.

Heinrich Heine
Wintermärchen, 1844

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