Autor: Redaktion

„Wovon man nicht sprechen kann,…“

thumb_der_gedanke
SM-Erzählungen für angehende Philosophinnen und Adorno-Angeber

Na endlich: Wieder eine Publikation, die frivol-erotisch-sinnliche SM-Fantasien auf höchst anspruchsvollem Niveau verspricht. Die Publikation sind im Grunde genommen gleich drei. „Stahl auf der Haut“, „Eine Reise für Marie“ und „Der Gedanke“ heißen die Erzählungen der Berlinerin Anouk S., die hier unter dem Titel „Der Gedanke“ zusammengefasst wurden. Gemeinsamkeiten sind auch nicht zu leugnen; alle drei Erzählungen drehen sich um sadomasochistische Erotik, laut Buchhandel empfohlen für Leserinnen und Leser ab 16. Ab 16 ist für einen Horrorfilm ja das ultimative Todesurteil, wirklich Spaß macht's nunmal nur ohne Jugendfreigabe. Von Pornos ganz zu schweigen. Aber „Der Gedanke“ möchte schließlich nicht pornographisch sein, sondern Belletristik, so scheint's. Und so dürfte diese Altersbeschränkung die Zielgruppe nicht wirklich stören.

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Nobelpreis

thumb_herthamuellerStatt Dynamit nur Chinaböller

Obama und Müller sind zwei eklatante Fehlgriffe in der Nobelpreisvergabe. Was die Komitees geritten haben mag, den Friedensnobelpreis an einen US-Präsidenten zu vergeben, der bislang keinen einzigen Verdienst sein eigen nennen kann, kann man nur raten. Und beim Raten bleibt es auch hinsichtlich der Vergabe des Literaturnobelpreises.

Obama hat in der kurzen Zeit seit seiner Amtseinführung weder die völkerrechtswidrige Inhaftierung von Gefangenen in Guantanamo beenden können, noch ist sonst sichtbar, dass es mit seinen Wahlversprechen vorangeht. Allein die Erhöhung der Truppenzahlen in Afghanistan geht auf seine Kappe. Dafür den Friedensnobelpreis? Oder etwa deshalb, weil er der erste „schwarze“ Präsident der USA ist? Das wiederum, also der Wahlsieg gegen allen Rassismus in der US-amerikanischen Gesellschaft, ist nicht sein Verdienst, sondern das der Wähler. Man hat, so glaube ich, den Preis zu einem Anti-Preis herabgewürdigt. Die Vergabe an Obama ist gegen Bush gerichtet. Damit aber wird der Preis in seinem, eh‘ schon zweifelhaften Wert, noch mehr minimiert.

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Jes Petersens wundersame Reise.

thumb_petersenbsLa Bohemé!

Wenn man nach einem Prototypen für
einen Bohemien der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sucht, wird
man bei dem Verleger und Galeristen Jes Petersen fündig. Der aus der
Nähe von Flensburg stammende Petersen, der den elterlichen Wunsch
einer Übernahme des bäuerlichen Betriebes ignorierte, gründete den
heute weitgehendst in Vergessenheit geratenen Verlag Petersen Press,
der Werke des Linkskommunisten Franz Jung und auch « Das
Liebeskonzil » von Oskar Panizza publizierte, was kurz nach
Erscheinen auf den Index gesetzt wurde, später dann auch den
Neosatanisten Aleister Crawley. Seinen Lebensunterhalt verdiente er
zeitweise mit der Verbreitung von skandinavischer Pornographie und
Kokainhandel. Seine – unter finanziellen Gesichtspunkten – ruinösen
Ausstellungen in seiner in der Pestalozzistraße gelegenen Galerie
müssen im nachhinein als sehr progressiv gelten. Einige der damals
noch unbekannten Künstler machten sich später einen Ruf in der
Kunstwelt.

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Subjektiv

subjektivanais6_158And again and again and again and again …

… und wieder einmal eine junge Frau,
die dafür bezahlt wird, ihre sexuellen Erfahrungen niederzuschreiben
und ein bißchen auszuschmücken, damit sich das Buch – mehr über
das öffentlich-präsentierte Bild einer sexuell-antörnenden jungen
Frau als über ihre Literatur selber – verkaufen läßt. Das
Konzept vom Anais Verlag, was in den seriösen Medien mit einer
Redundanz von Verrissen kommentiert wird, scheint finanziell
aufzugehen. Die KundInnen kaufen die Bücher – aus scheinbaren Mangel
an Alternativen im Bereich moderner „Erotikliteratur".

Literarisch bewegen sich die Autorinnen
selten über dem Niveau eines Schulaufsatzes oder der Beschreibung
des „ersten Mals" in der Bravo und lassen jeglichen, eigenen Stil
vermissen. Das möchte man ihnen noch nicht mal vorwerfen – sind
sie doch noch im Regelfall recht jung -, aber seitens des Verlages
sollte diesbezüglich etwas unternommen werden, wenn man auf längere
Sicht als Verlag für erotische Literatur ernst genommen werden
möchte…

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Babylonisches Geflimmer

thumb_berlinbabylonFAU ruft zum Boykott gegen das Kino Babylon Mitte auf

Seit Mitte Juni wird im Kino Babylon Mitte ein Arbeitskampf geführt. Hintergrund ist, dass die Geschäftsleitung sich weigerte, über einen Haustarifvertrag zu verhandeln, der von der Gewerkschaft FAU in enger Zusammenarbeit mit der Belegschaft entworfen wurde. Trotz täglicher Präsenz der Gewerkschaft vor dem und im Betrieb und einer regelrechten Flut von lokalen bis internationalen Protestschreiben an die Geschäftsleitung zeigt diese sich weiterhin stur. Stattdessen versucht sie momentan, Stellen an das Zweitunternehmen der Geschäftsführer (Kino und Konzerte GmbH) auszugliedern, wodurch die offizielle Belegschaftszahl sinken und die Einflussmöglichkeiten des Betriebsrates weiter beschnitten würden.

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Max Stirner: Studienausgabe

stirnerVom heimlichen Hit zum Klassiker

Das Werk „Der Einzige und sein Eigentum“ des 1806 in Bayreuth geborenen Philosophen Johann Caspar Schmidt, der  unter dem Pseudonym Max Stirner schrieb, ist längst vom „heimlichen Hit“ (Bernd A. Laska) zum anerkannten Klassiker der politischen Philosophie avanciert. Der bedächtige Schrankenhasser, wie ihn seine Zeitgenossen Friedrich Engels und Edgar Bauer nannten, hat einen wichtigen Beitrag zur europäischen Geistesgeschichte geleistet, obwohl er meistens nur auf jenes Hauptwerk reduziert wird. Seine Philosophie hat ebenso Künstler (Marcel Duchamp), Literaten (Ernst Jünger, B. Traven, John Henry Mackay) und Pädagogen (Rudolf Steiner) zumindest zeitweise stark beeinflußt. Seit ein paar Jahren ist auch wieder ein verstärktes öffentliches und wissenschaftliches Interesse an jenem schwerverdaulichen Philosophen zu verzeichnen, der wie kein zweiter die Individualität in den Mittelpunkt seiner Weltanschauung rückte.

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Quantensingularität

nachtgeschwisterVon den Grenzen der (deutschen) Sprache

Natascha Wodins „Nachtgeschwister"
ist das erste Buch seit Langem, an dem ich, nachdem ich es aus der
Schutzfolie schälte, erst einmal gerochen habe. Ganz sicher
war das weder publizistische Absicht, noch ist es kulturkritisch von
Belang, dass ich den spezifischen Geruch frisch gedruckter Bücher
liebe; jenen typischen Geruch, den moderne Printmethoden mittlerweile
so selten gemacht haben. Aber die Tatsache, dass ich zuerst an dem
Buch roch, einem wortlosen, instinktiven Sinn zuerst nachging, legte
sich vor die Besprechung von „Nachtgeschwister" wie ein Omen.

In diesem Buch erzählt die Autorin von
„Die gläserne Stadt", „Erfindung einer Liebe" und „Einmal
lebte ich" die, eindeutig autobiografische, deutsch-deutsche
Geschichte eines langen und qualvollen Scheiterns zweier Menschen an
sich selbst und vor allem des Scheiterns an ihrer Beziehung
zueinander.

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Call for Papers

erophil-logo CfP:
Erotikliteratur – quo vadis?

  •  Veranstalter:
    Dipl.-Pol. Maurice Schuhmann, erophil – Leselust aus Leidenschaft
    24.10.2009, Berlin
  •  Deadline: 14. Juli 2009

 Im
Rahmen des ersten internationalen Festivals für Erotikliteratur in
Berlin „erophil" wird am 24. Oktober 2009 in
Nachbarschaftszentrum Urbandstraße (Berlin-Neukölln) eine
Fachtagung unter dem Titel „Erotikliteratur – quo vadis?"
stattfinden.

 Das
Angebot zielt auf einen interdisziplinären Austausch von
LiteraturwissenschaftlerInnen, SoziologInnen, WissenschaftlerInnen
aus den Bereichen Queer- und Genderstudies sowie VerlegerInnen und
AutorInnen ab.

 Der
Veranstaltungsort ist daher auch bewußt so gewählt, daß er aus dem
gängigen akademischen Kontext herausfällt und eine die Diskussion
der unterschiedlichen Genres fördernde Atmosphäre bietet und auch
die Schwellenangst von BesucherInnen minimiert.

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Leichenfledderei

zeyerOder: Die Gehilfen der Totgesagten
leben länger

Das ist schon ein starkes Stück, was
Herr Zeyer uns da auftischt. Nicht ob des Inhalts. Den kannten wir
ohnehin schon. Will sagen: Wussten es. Oder vermuteten es zumindest:
Den ignoranten Bankern, nicht einmal jenen aus der Schweiz, ist
wirklich nicht zu trauen. Aus der Bankenwelt rumorte das schon lange,
sozusagen als offenes Geheimnis die Runde machend.

Pauschal sozusagen. „Alles
Verbrecher" tönte ein Freund aus der Schweiz schon vor fünf
Jahren ins Telefon, „glaubs mir, ich weiß, wovon ich rede". Herr
Zeyer weiß es auch, hat er doch über Jahre für diese Leute die
Kommunikationsarbeit gemacht, oder um es deutlich zu sagen: Den
Moloch in schöne, bunte Wortpräsentpäckchen geschnürt, mit feinem
Schleifchen dran. Nun, nach dem großen Crash, mitten im (allseits
erwarteten) Heraufdämmern der großen Krise, hat Herr Zeyer ein Buch
geschrieben

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Lust-voller Schmerz

lustvollerschmerzQueering and Performing Sadomasochism

Im Jahr 2007 – gut 120 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen der „Psychopathia Sexualis" von Krafft-Ebing – fanden gleich zwei wissenschaftliche Konferenzen in Deutschland statt, die sich der Thematik Sadomasochismus widmeten. Die erste, zu der Sonderforschungsbereich 447 „Kulturen des Performativen" der Freien Universität Berlin eingeladen hatte, fand im Februar im Berlin unter dem Titel „Queering and Performing Sadomasochism" statt. Ein paar Monate darauf folgte die Tagung „Lust und Schmerz – Sadomasochistische Perspektiven" von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS), die sich personell streckenweise mit der ersten überschnitt.
Der hier vorliegende Tagungsband dokumentiert die Tagungsbeiträge der DGSS-Tagung, die sich in den folgende vier Panels erstreckte:

  • Kulturgeschichte des Sadomasochismus
  • Sadomasochistische Lebenswelten
  • Der klinische Blick
  • Sadomasochistische Phänomene

 

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Errico Malatesta: Ungeschriebene Autobiografie

thumb_malatestaEin Leben lang ergeben gekämpft

Der italienische Anarchist Errico
Malatesta (1853-1932) gehört zu den wohl interessantesten
Persönlichkeiten der internationalen anarchistischen Bewegung. Das
hatte schon Max Nettlau, der Herodot des Anarchismus erkannt, und ihn
um das Aufschreiben seiner Erinnerungen gebeten. Malatesta hatte sein
Leben lang der anarchistischen Idee ergeben. für sie gekämpft und
agitiert – bis zu seinem Lebensende in einem faschistischen
Italien. In diesem Zuge kam es zu Zusammentreffen u.a. mit den
russischen Revolutionären Michael Bakunin und Peter Kropotkin als
auch mit dem Italiener Guiseppe Fanelli, der den Weg für die
Gründung einer Sektion der Internationalen Arbeiter Assoziation
(IAA) auf der iberischen Halbinsel legte. Auch wenn er in erster
Linie seinen Stellenwert im internationalen libertären Spektrum
seiner agitatorischen Tätigkeit verdankt, darf man aber auch nicht
seinen theoretischen Beitrag für die Bewegung vergessen.

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Kochen ist wie Sex

thumb_kochsexAuch das noch: Ein Kochbuch.

(Das Buch hat eine Website)

Hat Kochen mit Kultur zu tun? Aber ja.
Nicht nur im etymologischen Sinn, der das Wort „Kultur" von
„Pflege, Hege" ableitet. Während der Überlegungen zu einem
Essay, was Kultur ausmacht und was Kultur einschließt, ob nicht
sogar die Dekadenz, fiel uns ein Hinweis sozusagen in den Schoß –
in Form eines Kochbuchs. Ein Branding mit einem Löffel und zwei
Chilischoten, pfiffig. Minimalistisch gut. Das Cover hat kein Stümper
gemacht. Also bitten wir um ein Rezensionsexemplar und bekommen nach
wenigen Tagen ein wirklich schönes Buch zur Esskultur zugeschickt.

Das Branding funktioniert sofort. Der
Lebensgefährte, ein ausgesprochen zurückhaltender Zahlenmensch mit
Vorliebe für ökonomische Sachbücher, bemächtigt sich des Buches,
bevor frau es auch nur ansehen kann: Was ist das denn Schönes? –
Ein Rezensionsexemplar. – Du rezensierst jetzt Kochbücher?? –
Warum nicht? Essen ist Kultur. – Stimmt!

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Fatal ist mir das Lumpenpack,
das, um die Herzen zu rühren,
den Patriotismus trägt zur Schau,
mit allen seinen Geschwüren.

Heinrich Heine
Wintermärchen, 1844

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